Bericht über eine Reise nach Israel
Die Berichte sind von den Teilnehmer verfasst

Günter Herzog, Nürnberg
Mail an Günter Herzog

Das war eine tolle Reise, die sicher allen Teilnehmern in bester Erinnerung bleiben wird.

Tonja und Bernd Schellenberger haben diese private Reise organisiert. Dafür gebührt ihnen ein ganz herzliches
"Vergelt's Gott".

Die Teilnehmer haben die einzelnen Stationen durch ihre Bericht mitgestaltet. So entstand ein bunter Strauß von Informationen, der den besonderen Reiz dieses Erlebnisses ausmacht. Die Namen der Verfasser sind dem jeweiligen Bericht voran gestellt.

Die Informationen sind in Tagesabschnitte gegliedert, auf die über die Navigationsleiste zugegriffen werden kann. Besonders hinweisen möchte ich auf den Anhang, ausgearbeitet von Bernd Schellenberger, der die geschichtlichen Abläufe sehr detailliert darstellt und so dem Leser ein Gesamtbild zeigt.

Günter Herzog

Israel ein Staat und viele Gesichter

Programm

Israel-Reise vom 12. bis 25.9.2010

Sonntag 12.9.

Bus in Fischbach (Flachsröste) 4.15 Uhr, in Altenfurt (Altenfurter-/Welfenstr.) 4.20 in Moorenbrunn (Gentner) 4.30 Uhr, Ankunft München-Flughafen 6.30 Uhr,

Abflug 9.35 Uhr, Ankunft in Tel Aviv 13.10 Uhr Hier erwartet uns Sarit mit dem Bus und Fahrer Mamduch zur Fahrt nach Tabgha

(„Siebenquell“). Aufenthalt in Cäserea am Meer (Bernd: Petrus und Kornelius)

Montag 13.9.

Fahrt nach Kafanaum (Hauptmann von Kapernaum und die Worte („Herr, ich bin nicht würdig …) Betsaida (Heimat von Petrus, Johannes u.a. - Tonia: Blutfl. Frau), Gerasa (Garada, Kursi; Bernd: Heilung der Besessenen) Festung Gamla am Golan; „das Massada des Nordens“

Dienstag 14.9.

Fahrt zum Tabor (Hl. Berg im AT; ungesichert als Berg der Verklärung), dann nach Nain (palästinens. Dorf mit kl. Franziskanerkirche; Bernd: Jüngling von Nain), Nazaret (Ort der Verkündigung, Ablehnung Jesu in seiner Heimatstadt) mit

Besuch des Marienbrunnens und Freizeit für die Verkündigungskirche, Chirbet Kana (Horst Wagner: Ort des Weinwunders) - leider durch Zaun versperrt

Mittwoch, 15.9

Fahrt ins Quellgebiet des Jordan, kl. Wanderung im Nationalpark zum Wasserfall, Banjas (das alte Caeserea Philippi am Fuß des Hermon; Bernd: Petrus der Fels), israelisches Picknick, dann zur Kreuzfahrerfestung Nimrod, Rückfahrt entlang der syrischen Grenze durch den Golan

Donnerstag,16.9.

Fahrt nach Tiberias, Bootsfahrt auf dem See (Tonia: Jesu Gang auf dem Wasser), Muchraka (Opferstätte des Elias; Bernd: Elija und die Begegnung mit Gott), Meggido (das Hermagedon aus der Offenbarung des Johannes), Magdala (Vinka Zeitler: Maria von Magdala)

Freitag, 17.9.

Chorazim (Bernd: Gerichtsdrohung über ungläubige Städte) )

Safed/Zefad („Stadt auf dem Berge“, Ort der Gelehrsamkeit, heilige Stätte der Juden; die heutige Künstlerstadt mit aschkenasischen, sephardischen und orientalischen Juden ist leider wegen Jom Kippur weitgehend „geschlossen“), auf der Rückfahrt Tabgha, Brotvermehrungskirche (Tonia: Speisung der Fünftausend)

Samstag, 18.9.

Feiertag (Jom Kippur) - morgens Messe mit Pfarrer Ludger Bornemann am See, dann Gang zum Berg der Seligpreisungen (Regina Brückner: Bergpredigt), auf dem Rückweg auf eigene Faust Wasserfall am See und Petruskirche; nach Sonnenuntergang Fahrt nach Jerusalem ins Paulus-Haus und erstes

(kühles) Treffen auf dem Dach mit Blick aufs Damaskustor

Sonntag, 19.9.

Fahrt nach Betanien zum Lazarusgrab (Helga Herzog: Erweckung des Lazarus), Betfage (Walburga Bendfeldt: Jesu Einzugs in Jerusalem), 11.00 Uhr Hl. Messe mit Pater Robert in der Dominus-Flevit-Kapelle am Ölberg,

Abstieg ins Kidrontal (Bernd: Goldenes Tor), Garten Getsemane und Mariengrab (Bernd: Marientraditionen in Jerusalem), durch das Löwentor (Stephanstor) über Via Dolorosa zum Österreichischen Hospiz

Montag, 20.9

Gang durch das biblische Jerusalem zum Zionsberg mit Davidsgrab, Abendmahlssaal, Dormitio und Kirche Petri Hahnenschrei (Bernd: Verrat des Petrus), Hiskia-Tunnel, Gihon-Quelle und Siloah-Teich (Hans Müller), durch das Dungtor zur Klagemauer (Westmauer des Tempels); von hier aus gehen einige zur Grabeskirche

Dienstag, 21.9

Tempelberg mit Felsendom, Al-Aksa-Moschee und innerem Golden Tor, dann Gang durch das alte Jerusalem zur Via Dolorosa und der5. Kreuzweg-Station (Edeltraud Selzer: Simon von Cyrene übernimmt das Kreuz),

Ecce-Homo-Bogen mit Fortsetzung im Inneren des Klosters der Schwestern Zions, St.-Anna-Kirche und Betesda-Teich (Bernd: Ort der Barmherzigkeit, Heilung eines

Kranken), Blick auf die vier „Prophetengräber“ im Kidrontal (Absalom,) Ben Hesir

bzw. Jakobus, Zacharja, Zadok), Blick auf die Ausgrabungen der Davidstadt, Besuch der Klagemauer, am Nachmittag Gang durch den Westernwall-Tunnel; danach ersteigen einige die Erlöserkirche und/oder besuchen die Grabeskirche

Mittwoch, 22.9.

Fahrt nach Betlehem mit Halt in Ketef Hinnom (Bernd: Segen des Aron), Rachelgrab (Günter Herzog: Rachel), Geburtskirche mit Grotte und Katharinen-Kirche (Josef Lehner: Geburt Christi),

Blick auf die Hirtenfelder

Donnerstag, 23.9.

Bei Sonnenaufgang Andacht auf dem Dach des Paulushauses, Fahrt zum Toten Meer durch die Judäische Wüste und den Negev, Aufstieg zur Festung Massada über Römische Rampe (Richard Lehner: Massada), Baden im Toten Meer, Blick auf Qumran (ehem. Essener-Kloster) mit Höhlen, Fahrt ins Westjordanland zum Tell Jericho (Anne Christian: Jericho), kurz vor Dunkelwerden Stopp für einen Blick ins Wadi Kelt

Freitag, 24.9.

Vor dem Frühstück Messe mit Pater Gregor im Paulus-Haus, Besuch der Gedenkstätte Yad Vashem, danach Israel-Museum mit „Schrein des

Buches“ (Qumran-Rollen) und Jerusalem-Modell im Maßstab 1:50, anschließend zurück in die Altstadt zur Zitadelle (Herodespalast; Bernd: Herodes I „der Große“). Danach fahren die meisten mit öffentl. Bussen und Sammeltaxen über Ramallah nach Emmaus-Qubeibe ins Westjordanland (Tonia: Weg nach Emmaus)

Samstag, 25.9.,

Rückreise: Abfahrt 10.15 Uhr, Rückflug ab Tel Aviv 14.35 Uhr Ankunft in München 18.35 Uhr; der Bus bringt uns nach Hause


Teilnehmer

Anna – Maria Baudy

Nürnberg,

Walburga Bendfeld

Nürnberg

Regina Brückner

Erkrath

Hubert Brückner

Erkrath

Helga Herzog

Nürnberg

Günter Herzog

Nürnberg

Josef Lehner

Nürnberg

Alfred Aumüller

Parkstetten

Richard Lehner

Bamberg

Anneliese Christian

Bamberg

Hans Müller

Nürnberg

Tonia Schellenberger

Nürnberg

Bernd Schellenberger

Nürnberg

Edeltraud Selzer

Nürnberg

Horst Wagner

Nürnberg

Vinka Zeitler

Nürnberg

Die allgemeine Situation

Beobachtungen eines Begeisterten


Berichten wir Bekannten von unserer Reise nach Israel so ist die erste Frage:“ Ist das nicht gefährlich“. Für einen Reisenden stellt sich die Situation ungefährlich dar. Wenn auch die Militärpräsents in Jerusalem auffällt.


Was wundert ist die Tatsache, dass der Staat überhaupt funktioniert.
Die verschiedenen Gruppen der Juden, die Moslems, die Christen in verschieden Varianten, Beduinen, Palästinenser haben ganz unterschiedliche Interessen und trotzdem scheint der Staat zu funktionieren.


Der Gazastreifen und das Westjordanland sind weitere Krisenpunkte.
Vielleicht ist die Macht der Streitkräfte das Band, das den Staat zusammenhält. Eine sehr fragile Konstruktion ist das.
Die Städte sind nach westlichem Standard gebaut und das Leben scheint sich auch in diesen Bahnen abzuwickeln. Wenn sie allerdings in die Suks gehen oder in die Wüste fahren so ist der Nahe Osten doch sehr sichtbar.


Der Eindruck, das Judentum ist näher am Islam als am Christentum ist nicht zu übersehen. Aber die geldbringenden Touristen aus den christlichen Ländern sind herzlich willkommen. Dafür werden dann auch schon mal die Spuren Jesus gepflegt. Wenn auch von den Stätten zu Christi Geburt also im Jahr 0 nichts mehr im Original vorhanden ist.
Die Jahrtausende haben eine ca. 10 Meter dicke Schicht auf die Geschichte gestreut. Man versucht heute wieder in diese Zeiten vorzudringen. Überall finden Ausgrabungen statt.
Die Mauer zum Westjordanland, das in palästinensischer Verwaltung liegt, belastet den Touristen. Es scheint aber die einzige Chance zu sein das zerbrechliche Gleichgewicht aufrecht zu halten.
Die Grenzen nach Jordanien, Syrien und den Libanon sind ruhig

.

Wasser ist der Zankapfel der Region. Jeder Staat versucht es dem anderen abzugraben. Der See Genezareth liegt unterhalb des Meeresspiegels. Er lag vor einem Jahr noch 199 Meter unter dem Meeresspiegel. Heute sind es schon 213 Meter. Das hat mehrere Gründe. Zum einen ist der Verbrauch gestiegen, zum anderen hat es im letzten Jahr zu wenig geregnet und Syrien zapft die Quellen am Berg Hermon von seiner Seite aus an.
Der Jordan ist zu klein um alle mit Wasser zu versorgen. Er schafft es nicht einmal mehr bis zum Toten Meer. Das Wasser dort wird immer salziger, der Salzgehalt liegt derzeit bei 35%.
Wasser könnte in der Zukunft ein Kriegsgrund werden.
Die Menschen sind zu den Touristen freundlich. Obwohl wir als Deutsche bekannt waren ist mir keine negative Äußerung zu Ohren gekommen.
Am Ende der Reise hatten wir das besondere Erlebnis der Abfertigung am Flughafen. Die Terrorangst ist da mit den Händen zu greifen.
Es gibt in Israel so viel zu sehen, man sollte unbedingt hinfahren.


1.Tag

12.9.2010


Bus in Fischbach 4.15 Uhr, in Altenfurt 4.20 Uhr, in Moorenbrunn 4.30 Uhr

Ankunft in München Flughafen 6.30 Uhr, Abflug 9.35 Uhr
Ankunft in Tel Aviv 13.10 Uhr; hier erwartet uns Sarit mit dem Bus zur Fahrt nach Tabgha („Siebenquell“ am See Genezaret)

Standort: Pilgerhaus Tabgha Tel:0097246700100
mit kurzem Zwischenstopp in Cäserea am Meer


2.Tag
13.9.2010

Fahrt nach Kafanaum (Hauptmann von Kapernaum und die Worte („Herr, ich bin nicht würdig …)

Betsaida (Heimat von Petrus, Johannes u.a. - Tonia: Blutfl.Frau),

Gerasa (Garada, Kursi; Bernd: Heilung der Besessenen)

Festung Gamla am Golan; „das Massada des Nordens


Betasaida

Tonia Schellenberger

blutflüssige Frau

Markus 5, 21 ff

Jesus fuhr im Boot wieder ans andere Ufer hinüber, und eine große Menschenmenge versammelte sich um ihn. Während er noch am See war, kam ein Synagogenvorsteher namens Jairos zu ihm. Als er Jesus sah, fiel er ihm zu Füßen und flehte ihn um seine Hilfe an; er sagte: Meine Tochter liegt im Sterben. Komm und lege ihr die Hände auf, damit sie wieder gesund wird und am Leben bleibt.

Viele Menschen folgten ihm und drängten sich um ihn. Darunter war eine Frau, die schon zwölf Jahre lang an Blutungen litt. Sie war von vielen Ärzten behandelt worden und hatte darunter sehr zu leiden; ihr ganzes Vermögen hatte sie ausgegeben, aber es hatte ihr nichts genutzt, sondern ihr Zustand war immer schlimmer geworden. Sie hatte von Jesus gehört. Nun drängte sie sich in der Menge von hinten an ihn heran und berührte sein Gewand. Denn sie sagte sich: Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt. Sofort hörte die Blutung auf, und sie spürte deutlich, dass sie von ihrem Leiden geheilt war.

Im selben Augenblick fühlte Jesus, dass eine Kraft von ihm ausging, und er wandte sich in dem Gedränge um und fragte: Wer hat mein Gewand berührt? Seine Jünger sagten zu ihm: Du siehst doch, wie sich die Leute um dich drängen, und da fragst du: Wer hat mich berührt?

Er blickte umher, um zu sehen, wer es getan hatte. Da kam die Frau, zitternd vor Furcht, weil sie wusste, was mit ihr geschehen war; sie fiel vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit. Er aber sagte zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden! Du sollst von deinem Leiden geheilt sein.

Tonia Schellenberger:

Es geht hier also um eine Frau, die zwölf Jahre lang an Blutungen litt. Was das bedeutet, wird eine Frau leichter nachvollziehen können als ein Mann. Blutungen für ein paar Tage sind schon belastend genug. Und hier nun: zwölf Jahre (das bedeutet nicht nur körperliche Schwäche, sondern auch gesetzliche Unreinheit - Lev. 15,25).

Was wissen wir sonst noch von dieser Frau? Sie kann nicht mehr ganz jung, aber nach heutigem Verständnis auch noch nicht alt gewesen sein. Die Beschreibung ihrer finanziellen Lage lässt darauf schließen, dass sie Witwe war. Sie hatte etwas Vermögen geerbt, aber das war für Ärzte draufgegangen, ohne dass es ihr geholfen hätte. Ihre Lage war ziemlich hoffnungslos: Heilung war nicht in Aussicht. Der Besitz war dahin. Sie war allein, wahrscheinlich lebten ihre Kinder längst ihr eigenes Leben und hatten eigene Sorgen, so dass sich niemand wirklich für ihr Leid interessierte.

Wie mag das Leben dieser Frau bis dahin ausgesehen haben? Nach jüdischer Sitte wurden Mädchen spätestens mit 16 Jahren verheiratet. Meistens wurden sie schon bald erstmals Mutter, und es folgten im Lauf der Jahre weitere Kinder - sechs, acht, zwölf oder mehr - das war selbstverständlich. Eine jüdische Frau hatte ganz für die Familie da zu sein und nach Möglichkeit zugleich zu ihrem Unterhalt beizutragen. Das hieß Arbeit von früh bis spät. Und wenn sie nicht selbst früh verstarb, war sie irgendwann ohne männlichen Beistand.

Ein arbeits- und verzichtreiches Leben, für eine Mutter nichts Außergewöhnliches. Solange die Kinder sie brauchten, war sie für sie da. Sie ersetzte bei Bedarf auch den Vater, schleppte nicht nur Wasser, sondern auch Steine, Holz und Werkzeug, pflügte, wenn sie etwas Land besaß, den felsigen Boden, säte, erntete und versorgte die Tiere. Sie wusch, kochte und sorgte für den Wintervorrat. Am Abend leitete sie die Kinder an, spann, webte und flickte sie. Sie schonte sich nicht, im Gegenteil. Sie gab alles, ihre Kraft, ihre Liebe, sozusagen Herz und Blut. Sie verausgabte sich, blutete immer mehr aus, bis ihre Aufgabe erfüllt war. Und selbst dann konnte sie gar nicht mehr aufhören sich zu verströmen.

Wie sehr mag sie sich gewünscht haben, dass sich einmal jemand um ihr seelisches Befinden kümmert? Jedenfalls hörte sie von Jesus, diesem Wanderprediger, der sich den Menschen ganz zuwandte und dem der Ruf voraus ging, sie zu verstehen und zu lieben. Der sie nicht nach Pflicht und Schuldigkeit fragte, sondern danach, ob sie etwas ändern wollten in ihrem Leben. Der ihnen ihr schlechtes Gewissen, ihre Angst und die festgefahrene dunkle Sicht der Dinge nahm, der Hoffnung und Vertrauen vermittelte und von einem guten Vater im Himmel sprach.

Die Blutungen - ein gynäkologisches Problem? Vielleicht für die Schulmedizin. Die plötzliche Gesundung - ein Wunder? Jesus selbst sprach nie von Wundern, doch die Menschen sahen es so. Jesus fragte die Betroffenen aber oft, ob sie gesund werden wollten, und er vergab ihnen ihre Sünden. Heilung erfordert Glauben und Zuversicht und ist nur möglich ohne die Last von Ängsten und Gewissennöten ( Lebensangst).

Diese Frau brauchte er nicht zu fragen. Er sah ihren Glauben, er spürte die Kraft, die er ihr vermittelte. Und er sagte zu ihr und allen, die es hören wollten: Dein Glaube hat dir geholfen. Du sollst von deinem Leiden geheilt sein.

Der Glaube also ist Jesu Worten zufolge die Ursache der wundersamen Heilung. Der Glaube, der letztlich ein Geschenk Gottes ist.

Wir sind hier in Fischhausen. Das ist die Übersetzung des Namens Betsaida. Der Ort liegt im Gebiet von Geschur (d.h. östl. des Sees G.); Siedlungsspuren gehen hier bis ins 10. Jh. vC zurück. Bis 1980 etwa war die Lage von Betsaida unklar. Man wusste nur, dass es auf einem Hügel am Nordostufer des Jordan lag, der damals nicht wie heute in einer Schleife, sondern durch eine Lagune - einen seichten Strandsee - in den See floss und größer war als heute. Erst seit Ende der Ausgrabungen durch B. Pixner (ca. 1995) weiß man zuverlässig, dass mit Betsaida die Anlage eines galiläischen Dorfes zur Zeit Jesu sichtbar wird.

Alles weist darauf hin, dass der Ort um 115 nC durch ein Erdbeben zerstört wurde: verschie-dene Quellen berichten von den Auswirkungen einer Naturkatastrophe, weil die Dimension des Bebens das Gebiet von Syrien bis Jaffa und Cäsarea am Meer betraf. Nördlich von hier sollen Erdrutsche im Jordangraben stattgefunden haben, die das enge Tal absperrten; dahinter bildeten sich ein See, der irgendwann durchbrach. Die Lagune, die bis dahin zum Hügel (Tell) von Betsaida reichte, wurde verschüttet, wodurch eine 2 km lange Sumpfebene zwischen Hügel und See entstand, so dass der Fischerort nun nicht mehr mit dem Boot erreichbar war. Der im Verlauf der Jahrhunderte gesunkene Wasserspiegel des Sees tat ein übriges, so dass die nun ausgegrabene Stätte heute auf einer Anhöhe liegt. Die letzte Münze, die in einem Haus auf dem Tell gefunden wurde, stammt aus der Trajan-Zeit (röm. Kaiser 98-117 nC).

Aus Betsaida stammen die Apostel Petrus, Andreas und Philippus. Aus der Bibel wissen wir, dass Jesus mehrere Male hier gewesen sein muss.


3.Tag
14.9.2010

Fahrt zum Tabor (Hl. Berg im AT; ungesichert als Berg der Verklärung), dann nach Nain (palästinens. Dorf mit kl. Franziskanerkirche; Bernd: Jüngling von Nain),

Nazaret (Ort der Verkündigung, Ablehnung Jesu in seiner Heimatstadt) mit Besuch des Marienbrunnens und Freizeit für die Verkündigungskirche,

Chirbet Kana (Horst Wagner: Ort des Weinwunders) - leider durch Zaun versperrt


Nain

Bernd Schellenberger

NAIN Zu Jesu Zeiten hieß der Ort Na'im.

Der Name bedeutet so viel wie "angenehm, lieblich". Der Ort liegt im ehemaligen Stammesgebiet von "Issachar" (dem 9. Sohn von Jakob und Lea). Ausgrabungen geben keine genaue Auskunft über die Siedlungsstätte, die aber im NT belegt ist. Die Franziskaner haben hier eine Kapelle gebaut. Das heute eher unscheinbare Dorf muss früher ein Städtchen gewesen sein mit Mauern und Toren, weil berichtet wird, dass Jesus am Stadttor einem Leichenzug begegnete.

Lk 7,11-17

Jesus ging in eine Stadt namens Nain; seine jünger und

eine große Menschenmenge folgten ihm. Als er in die Nähe

des Stadttores kam, trug man gerade einen Toten heraus.

Er war der einzige Sohn seiner Mutter, einer Witwe.

Viele Leute aus der Stadt begleiteten sie, Als der Herr die

Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr und sagte zu ihr: Weine

nicht! Dann ging er zu der Bahre hin und fasste sie an.

Die Träger blieben stehen, und er sagte: Ich befehle dir,

junger Mann: Steh auf! Da richtete sich der Tote auf und

begann zu sprechen, und Jesus gab ihn seiner Mutter zu-

rück. Alle wurden von Furcht ergriffen; und sie priesen

Gott und sagten: Ein großer Prophet ist unter uns aufge-

treten: Gott hat sich seines Volkes angenommen, Und die

Kunde davon verbreitete sich überall in Judäa und im

ganzen Gebiet ringsum,

Die “Macht" des Messias hat auch am Tod keine Grenze; sie kennt kein "Zuspät". Wir können das Wunder nicht erklären - dieses Wunder steht oder fällt bei uns da- mit, ob wir Gott seine Allmacht zugestehen oder eben nicht. In Vers 16 heißt es: "Alle wurden von Furcht ergriffen; und sie priesen Gott und sagten: Ein großer Prophet ist unter uns aufgetreten — Gott hat sich seines Volkes angenommen!" JA, viel mehr als ein Prophet, denn in JC erfüllt sich die messianische Erwartung ER ist gekommen, sein Volk und die Welt zu retten und die Menschen zu heilen! Diese Gedächtnis-Kapelle, von den Franziskanern auf den Fundamenten einer älteren errichtet, hält das Andenken an dieses Ereignis in Erinnerung und weist auf die menschliche Liebe Jesu hin. Das Mitleid Jesu mit der Frau ist nicht zuletzt darin begründet, dass sie Witwe ist. Er kümmert sich um sie, die durch den Verlust des Sohnes ohne Schutz und Unterhalt und somit der Armut verfallen ist. Jesus achtet auf die Armen, Weinenden und Trostsuchenden und auf diejenigen, die der Verzweiflung nahe sind.-


Nazareth

Bernd Schellenberger


Nazaret (liegt in einer seit der Bronzezeit -ca. 2. Jtd. v.Chr.- besiedelten Gegend):

Der Name bedeutet so viel wie (hebr.) "Spross, Blume" und wird im AT, Talmud und auch bei F. Josephus nicht genannt.

Von "Spross und Blume" gibt es eine Verbindung zur messian. Weissagung bei Jes 11, 1:"Doch aus dem Baumstumpf Isais=(NT)Jesse" (Vater von David) wächst ein Reis (Spross) hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht."Erläuterung: Gott hat die Davids—Dynastie durch das babylon. Exil beendet, so dasssie einem gefällten Baum gleicht; doch aus dem Wurzelstock lässt Gott einen neu-en Trieb keimen - d.h. etwas Neues entsteht. Und dieses Neue bringt in JC den Geist Gottes-Hl. Geist zu den und unter die Menschen! In der 2. Strophe von "Heiligste Nacht" heißt es:"Göttliches Kind, du der gottseligen Väter Verlangen, Zweig, der dem Stamme des Jesse entsprießt....., du gibst uns wieder, was Adam geraubt....„"

Der Evangelist Matthäus bringt diesen (prophet.) Jes-Text als Weissagung in Verbindung mit JESUS, den kommenden Erlöser und Heiland, der als "Zweig" (hebr. "nezär") bezeichnet wird.

Nach der Rückkehr der hl. Familie aus Ägypten heißt es in Mt 2,23: ".....und ließ sich (Josef mit Maria und Jesus) in einer Stadt namens Nazaret nieder. Denn es sollte sich erfüllen, was durch die Propheten gesagt worden ist: Er wird Nazoräer (bei Markus: Nazarener) genannt werden." Und hiermit schließt sich der Kreis: (hebr.) “nezär·Zweig-Sproß-Blume": weiter (hebr.)"nasir bzw. Naziräer Geweihter-Heiland-Erlöser"; schließlich (hebr.)"nasrat (aram.: nasraja) = Nazaret”(im-NT).

Aus N. selbst stammt eine fragmentar. (hebr.) Inschrift, die offenbar ein Verzeichnis der 24 Priesterklassen enthielt, die der Reihe nach den Tempeldienst aus führten (1 Chr 24); "Nasiräer" (nasir) nennt das AT Personen, die durch besondere Gelübde (Num 6,1-2) ihr Leben Gott geweiht haben.-

In Lk 4,16-21 ( Jesus in Nazaret) heißt es:

Die Ablehnung Jesu in seiner Heimat: 4,16-30

So kam er auch nach Nazaret, wo er auf-

gewachsen war. und ging. wie gewohnt, am

Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand,

um aus der Schrift vorzulesen. "reichte

man ihm das Buch des Propheten Jesaja.

Er schlug das Buch auf und fand die Stelle.

wo es heißt:

Der Geist des Herrn ruht auf mir;

denn der Herr hat mich gesalbt.

Er hat mich gesandt damit ich den

Armen eine gute Nachricht bringe:

damit ich den Gefangenen die Ent-

lassung verkünde und den Blinden das

Augenlicht:

damit ich die Zerschlagenen in Freiheit

setze und ein Gnadenjahr des Herrn aus-

rufe.

Dann schloss er das Buch, gab es dem

Synagogendiener und setzte sich. Die

Augen aller in der Synagoge waren auf ihn

gerichtet. Da begann er, ihnen darzulegen:

heute hat sich das Schriftwort, das ihr

eben gehört habt, erfüllt. "Seine Rede

fand bei allen Beifall; sie staunten darüber.

wie begnadet er redete, und sagten: Ist das

nicht der Sohn Josefs? Da entgegnete er

ihnen: Sicher werdet ihr mir das Sprichwort

vorhalten: Arzt. heile dich selbst! Wenn du

in Kafarnaum so große Dinge getan hast,

wie wir gehört haben, dann tu sie auch hier

in deiner Heimat! Und er setzte hinzu:

Amen, das sage ich euch: Kein Prophet

wird in seiner Heimat anerkannt.

Erläuterung:

Jeder erwachsene Jude durfte mit Erlaubnis des Synagogenvorstehers die öffentliche Lesung der "Schrift“ (Tore) halten (d.h. vorlesen und auslegen!). So auch Jesus, der in seinem (Gottes·)Volk und dessen Traditionen verwurzelt ist. Als er die Lesung abgebrochen hatte, redete er zu den anwesenden Leuten: "Heute hat sich des Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt„" Die Reaktion der Zuhörer ist zunächst positiv, ändert sich aber zusehends mit ihrer Frage: “Ist das nicht Josefs Sohn?“ Jesus erkennt ihren Unglauben, der mit seiner "Selbstoffenbarung" beginnt, denn sie verstehen ihn nicht, Sein messian. Anspruch ist für sie eine Gotteslästerung, so dass sie ihn töten wollen (den Abhang eines Berges hinunterstürzen!). Eine entsprechende Frage an uns gerichtet hieße: Hätten wir Jesus verstanden?



Ort des Weinwunders

Horst Wagner

Überblick der geografischen/archäologischen Herkunftsbeschreibung

Chirbet Kana Iiegt auf einem menschenleeren Ruinenhügel am Nordrand der Battof-Ebene {Bet-Netefa-Tal}. Zwei Ort oder Örtlichkeiten kommen in Frage, von denen das Evang. Jch.2, 1-11 — Hochzeit zu Kana - spricht.

Chirbet Kana: In der Antike und im Mittelalter zogen hier alle Pilger hin. Ein Wechsel vollzog sich 1566, als griech.-orthodoxe Christen eine Kirche in Kefar Kenna bauten, in Erinnerung an das Weinwunder. Aber bis 1636 führten die Franziskaner ihre Pilger nach Chirbet Kana und erst ab 1639 nach Kefar Kenna, wo sie ein Grundstück erworben hatten und 1879 eine Kirche errichteten.

Es war offensichtlich einfach, diesen Ortswechsel vorzunehmen und ihn den späteren Pilgern zuzumuten. Chirbet Kana fiel dadurch der Verödung und Vergessenheit anheim, was zum heutigen Zustand führte [Scherben- oder Ruinen-Kana]. Hier: Keramikfunde aus 1200 v. Chr, und röm. Münzenfunde aus der Zeit Jesu und davor. Kefar Kenna: Funde gehen bis ins 4. Jh, zurüick (ein erhaltener Brief}. Aus dem 5.Jh. gibt es Fundamente einer Basilika unter der heutigen Franziskaner·Kirche. Zeugnisse über diesen Ort, die vorher Iiegen und bis in die Zeit Jesu hineinreichen, gibt es nicht.

Wo immer das biblische Kana lag, es sei daran erinnert, dass Kana auch Ort eines zweiten Wunders war, das man oft vergisst: Ein königlicher Beamter aus Kafarnaum bittet Jesus, seinen schwerkranken Sohn zu heilen. Tags darauf erfährt er, dass sein Sohn zu der Stunde, in der Jesus in Kana zu ihm gesagt hatte: Geh, Dein Sohn lebt! gesund geworden war {Joh. 4, 46-54]. Auch sei nicht vergessen, dass Kana das Dorf von Natanael war, einem der Zwölf (Joh. 21,2] der oft mit Bartolomäus verwechselt wird.

Der Ort Kana in Galiläa bildet zusammen mit dem Heimatort Nazareth den geografischen Raum und das Zentrum des Lebens und Wirkens Jesu. In BetIehem/Judäa ist er geboren. Es ist deshalb auch konsequent, wenn die Reaktion auf das erste Wirken so formuliert wird: Und hinaus ging sein Ruf in die ganze Umgebung von Galiläa. Der Wirkungstext der Botschaft ging an alle Menschen in Palästina und Völker der Welt. Für jeden von uns ist dieses Kana sicher auch ein wichtiger Ort und zugleich eine Hingabe an die Wurzeln des Glaubens.

Kana selbst ist eng mit dem Leben Jesu verknüpft. Einer seiner Jünger stammt von hier und mit seiner Mutter und seinen Jüngern nahm er an einer Hochzeit teil.

Davon erzählt uns der Evangelist Johannes im 2. Kapitel, dem man die allgemeine Überschrift geben kann: Anfang der Wunder Jesu in Joh. 2,1-11 heißt es dann:

Am dritten Tag war eine Hochzeit ln Kana ln Galiläa und die Mutter Jesu war dabei. Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen. Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus erwiderte ihr: Was willst Du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut! Nun standen dort sechs Wasserkrüge aus Stein für die Reinigung, wie sie bei den Juden üblich war; sie fassten je zwei bis drei Maß {2- 3 Maß = ca. 100 Liter). Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand. Er sprach zu ihnen: Schöpft jetzt und bringt es dem, der für die Tafel sorgt. Sie brachten es ihm. Er kostete das Wasser, das zu Wein geworden war und wusste nicht, woher der Wein: kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es. Da ließ er den Bräutigam rufen und sagte zu ihm: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste genug getrunken haben, den weniger guten, Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten. Dies erste seiner Wunder wirkte Jesus in Kana in Galiläa.

So offenbarte er seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an ihn. Das Weinwunder Jesu wird zum Zeichen dessen, was sich in der Stunde seines Todes und seiner Auferstehung ereignen wird: dass Ströme Iebendigen Wassers aus seinem Innersten fließen. Der Wein, den Jesus im Überfluss zu trinken gibt, wird zum Zeichen, dass die ganz große Geschichte, die mit der Schöpfung gut begonnen hat, trotz aller menschlichen Katastrophen gut ausgeht, ja besser wird denn je zuvor.

Der Wein zu Kana verweist nach der Auslegung der Alten Kirche auf den Wein der Eucharistie. In diesem Fall gilt aber auch umgekehrt: Der eucharistische Weir: verweist zurück nach Kana in Galiläa - und das Zeichen, das Jesus dort wirkt, verweist zurück auf den Wein, eine der guten Gaben der Schöpfung und eines der schönen Produkte menschlicher Arbeit, das des Menschen Herz erfreut. Mein persönliches Interesse am Thema ist die menschliche Haltung Jesu zum irdischen Leben anlässlich der Hochzeitsfeier zu Kana, Man kann dies als einen Hinweis auf die Schöpfung durch Gott sehen, der uns damit die FüIIe des Lebens geschenkt hat. Der Wein und das Leben auf der Erde ist eine Gabe Gottes, die wir mit Freude als Geschenk annehmen dürfen.

Auch Jesus hat eine bejahende Haltung dem Leben gegenüber. Er kann fasten, ist aber kein Asket. Er Iebt zölibatär, hat aber keine Berührungsängste Frauen gegenüber. Er richtet die Augen zum Himmel, Iiebt aber das Leben auf Erden. Mit der gleichzeitigen Offenbarung der göttlichen Herrlichkeit durch dieses Wunder hat Jesus Zeichen gesetzt, so dass wir für uns, als gläubige Christen, auch nach dem Tod die Verheißung und Auferstehung zum ewigen Leben erwarten dürfen. Die Hochzeitsfeier ist ein Freudenfest inmitten der Schöpfung - und die Propheten Israels sehen mehr darin: Einen Hinweis auf Gottes Liebe zur gegenwärtigen und einen Vorschein zur kommenden Welt, wenn Gott oder sein Messias die Tochter Zion zur Braut nimmt.

Aus diesem Fundus schöpft Jesus, wenn er das Hochzeitsmahl zum Gleichnis der Gottesherrschaft macht. Nach dem Johannes-Evangelium wird dieses Gleichnis in Kana Wirklichkeit, Durch dieses wunderbare Zeichen, das Jesus setzte, offenbarte er uns seine Herrlichkeit.

Hieraus ergibt sich die Frage, welchen Blickpunkt seiner Herrlichkeit zeigt er uns damit auf. Es gibt viele Bilder in der Bibel für diese Überfülle an Freigebigkeit, Zuwendung und Liebe: Der überreiche Fischfang, sodass die Netze fast zerreißen, die Brotvermehrung, bei der noch 12 Körbe, als Reste bleiben, der Sämann, der sein Saatgut überall hin streut, das Hochzeitsmahl, zu dem alle eingeladen sind. Das Gebet der Menschen- und Nächstenliebe Iebt von der verschwenderischen Liebe Gottes, die durch J.C. in die Welt gekommen ist. Fazit: Wer auf Jesus Christus setzt und glaubt, der wird satt werden.

Abschließend zum Dank und zur Freude, diesen heiligen Ort Kana besucht zu haben und bevor wir uns von diesem Ort, jeder auf seine Weise verabschieden, schlage ich vor, gemeinsam das Lied zu singen:

Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren - Strophe 1, 2 und evtl. noch 3 und 4.

Gebet

Herr, ich habe Zeit. Ich habe meine Zeit für mich. Alle Zeit, die du mir gibst, die Jahre meines Lebens, die Tage meiner Jahre, die Stunden meiner Tage, sie gehören mir.

An mir ist es, sie zu füllen, ruhig und gelassen, aber sie ganz zu füllen, bis zum Rande, um sie dir darzubringen, damit du aus ihrem schalen Wasser einen edlen Wein machst, wie du es einst tatest zu Kana für die Hochzeit der Menschen.

Herr, ich bitte dich heute nicht um Zeit, dieses und jenes noch zu tun. Ich bitte dich um die Gnade, in der Zeit, die du mir gibst, gewissenhaft das zu tun, was du willst, das ich tun soll.

Michel Quoist



4.Tag
15.9.2010


Fahrt ins Quellgebiet des Jordan, kl. Wanderung im Nationalpark zum Wasserfall, Banjas (das alte Caeserea Philippi am Fuß des Hermon; Bernd: Petrus der Fels), israelisches Picknick, dann zur Kreuzfahrerfestung Nimrod, Rückfahrt entlang der syrischen Grenze durch den Golan


5.Tag
16.9.2010


Fahrt nach Tiberias, Bootsfahrt auf dem See (Tonia: Jesu Gang auf dem Wasser),

Muchraka (Opferstätte des Elias; Bernd: Elija und die Begegnung mit Gott),

Meggido (das Hermagedon aus der Offenbarung des Johannes),

Magdala (Vinka Zeitler: Maria von Magdala)


Muchraka(Opferstätte des Elias)

Bernd Schellenberger

ELIA (Elias=mein Gott ist Jahwe; hier ist der Name Programm!)

Der im 9. Jhd. v.Chr. in Tischbe östl. des Jordan im Gilead-Gebirge (Nordreich Israel)

geborene Elias (1 Kön 17,1f) ist später Verfechter der jüd. Religion gegen die an-

deren Kulte in Kanaan westl. des Jordan.

Damit ist er Gegner des Baal-Kultes, der von Israel-König Ahab und seiner Frau

Isebel (phöniz.= ISBL) gefördert wird (Ahab ist Sohn von Omri, der Samaria begründete und das Nordreich regierte - mit Baal-Tempel). Von ihnen droht E. Gefahr. Auf Gottes Geheiß flüchtet er, verbirgt sich am Bach Kerit, wo ihn Raben ernähren. Durch Gottes Weisung wird er zu einer Witwe geschickt, deren Sohn starb und der durch E. Gebet ins Leben zurückkehrte.

Hier auf dem Karmel(-Gebirge), MUCHRAKA (Opferstätte) kommt es zum Gottesurteil: E. überredet Ahab, 450 Baalspriester zum Wettstreit zu versammeln. Es ging um die Frage, wessen Gott nach Anrufung einen Opferstier durch Feuer vom Himmel entzünden würde (Brandopfer).

Trotz kultischen Tanzens und Selbstverstümmelungen hatten die heidn. Priester keinen Erfolg, aber E. rief Jahwe, den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs an (Erinnerung an das Bundesgeschehen), der sein Feuer sendet (als Zeichen seiner heiligen Gegenwart). Das Volk bekehrt sich und die Götzenpriester verfallen dem Gericht Gottes.

Da Isebel Rache will (die in 2 Kön 9,34 genannte Königstochter aus Sidon), flüchtet E. über Beersheba in die Wüste und kommt durch die Botschaft des Engels zum Gottesberg Horeb=Sinai, dort, wo Jahwe mit Israel durch Mose den Bund schloss (Dekalog).

Er versucht Bilanz zu ziehen, hadert mit Gott, fühlt sich verlassen und verzweifelt, im Kampf gegen "Baal" nicht mehr erreicht zu haben. Angst um sein Leben verbindet sich mit Überdruss am Leben, entmutigt wünscht er sich den Tod.

Aber Gott antwortet dem Klagenden auf seine Weise:

Jahwe wirkt im Unscheinbaren, ein WORT, das nur in der Stille hörbar wird, in

1 Kön. 19,9-13:

Ex 33,18 -34

Die Begegnung mit Gott

“ Dort ging er in eine Höhle, um darin zu übernachten. Doch das Wort des Herrn er- ging an ihn: Was willst du hier, Elija? ‘“ Er sagte: Mit Ieidenschaftlichem Eifer bin ich für den Hem1, den Gott der Heere, eingetreten, weil die Israeliten deinen Bund ver- lassen. deine Altäre zerstört und deine Propheten mit dem Schwert getötet haben. lch allein bin übriggeblieben. und nun trachten sie auch mir nach dem Leben. Der Herr antwortete: Komm heraus, und stell dich auf den Berg vor den Herrn! Da zog der Herr vorüber: Ein starker, starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem Herrn voraus. Doch der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Doch der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Beben kam ein Feuer, Doch der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln. " Als Elija es hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle.

Vgl, Ex l9,1+. Um den Bund zu bekräftigen und die Reinheit des Glaubens wiederherzu~ stellen. geht Elija im die Stätte. an der sich der wahre Gott geoffenbart hatte. Ex 3 und 33,18 bis 34,9 und der Bund geschlossen wurde. Ex 19 und 24. So bringt er sein Werk in unmittelbaren Zusammenhang mit dem Werk des Mose. Durch die (Gotteserscheinung am Horeb sind Mose und Elija einander verwandt geworden: beide werden darum auch zusammen bei der Verklärung Christi genannt. der Theophanie des NT. Mt. 17,1-9p.- 19,9 eine Höhle. Wörtlich:"die Höhle". nämlich jener "Felsspalt", in dem Mose sich während der Gotteserscheinung niederkauerte. Ex 33,22 >19,9b-10 Wörtliche Wiederholung von v. 13-14. >19,11-12 Sturm. Erdbeben, Blitze, in denen sich in Ex 19 die Gegenwart Jahwes kundtat, sind hier nur Vorzeichen seines Vorüberganges: das sanfte Wehen eines ruhigen Windes ist hier Sinn- bild für die Geistigkeit Gottes und die Innigkeit des Umgangs mit seinen Propheten. nicht aber für Milde und Untätigkeit seines Wirkens, Die furchtbaren Befehle, die in v. 15-17 gegeben werden, beweisen: dass diese verbreitete Deutung unwahrscheinlich ist.


Jahwe hat seine Art, sich anzukündigen, ".....nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Sausen“ — im übertragenen Sinn: die Stimme einer lautlosen Windstille!

Diese "Anrede" (in der Stille) stellt sich ein auf die Sensibilität des mitfühlenden Propheten und verwandelt ihn; er verhüllte sein Haupt mit einem Mantel und stellte sich an den Eingang der Höhle - dieses Verhüllen ist Zeichen höchster Ehrfurcht und tiefen Glaubens in der Nähe des heiligen Gottes.

Mit neuen Mut geht E. in die Zukunft; er tritt kompromisslos für die ausschließliche Anbetung Jahwes in Israel ein und festigt damit den Glauben an IHN. E. starb nicht, sondern wurde "entrückt", d.h. durch Gott von der Erde genommen in Seine unbegreifliche Wirklichkeit.-

Das Judentum sieht E. als Boten des Messias.--


Der Gang Jesu auf dem Wasser (Mk 6, 45-52)

Tonia Schellenberger

Gleich darauf forderte er seine Jünger auf, ins Boot zu steigen und ans andere Ufer nach Betsaida vorauszufahren. Er selbst wollte inzwischen die Leute nach Hause schicken. Nachdem er sich von ihnen verabschiedet hatte, ging er auf einen Berg um zu beten. Spät am Abend war das Boot mitten auf dem See, er aber war an Land. Und er sah, wie sie sich beim Rudern abmühten, denn sie hatten Gegenwind. In der vierten Nachtwache ging er auf dem See zu ihnen hin, wollte aber an ihnen vorüber gehen. Als sie ihn über den See gehen sahen, meinten sie, es sei ein Gespenst und schrieen auf. Alle sahen ihn und erschraken. Doch er begann mit ihnen zu reden und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht. Dann stieg er zu ihnen ins Boot, und der Wind legte sich. Sie aber waren bestürzt und außer sich. Denn sie waren nicht zur Einsicht gekommen, als das mit den Broten geschah; ihr Herz war verstockt.

Ich habe - wie immer wenn ich mir einen biblischen Text vornehme - erst einmal Bibelinterpretationen zu Rate gezogen. Einigen Theologen zufolge ist der Text voller Symbolik. Da heißt es zum Beispiel, dass Jesus um die vierte Nachtwache zum Hause Israel (symbolisch: zu den 10 Stämmen) kommt. Und dass mit der 4 eine neue Zeit beginnt. Und dass die 4 in der jüdischen Zahlensymbolik die Zahl des Kosmos und der Erde ist. Und die Zahl, in der für das abgefallene Haus Israel die Rückführung zum Vater möglich wird.

Aber ich denke, man kann diesen Text nicht nur symbolisch verstehen. Da wird ja ganz konkret erzählt, dass Jesus die Jünger nach der Speisung der 5000 (darüber reden wir noch) nach Betsaida schickt, und dass er inzwischen die Leute, die die Brotvermehrung miterlebt haben, veranlassen will, nach Hause zu gehen. Menschen, nicht ein symbolisches Volk. Und dass er danach auf einen Berg (oder Hügel) geht um zu beten. Man kann sich das lebhaft vorstellen, besonders wenn man noch das vorausgehende Erlebnis vor Augen hat. Jesus hat die Menschen, ihre Sehnsucht und Not erlebt. Er hat ein Wunder bewirkt, Gottes Wirken gezeigt. Nun will er alleine sein und mit dem Vater reden. Ich denke, auch Jesus musste immer wieder Kraft tanken.

Dann sieht er spät am Abend das Boot, das kräftigen Gegenwind hat, mitten auf dem See. Wir wissen, dass der See damals ein gutes Stück größer war als heute und bis Betsaida reichte, und dass er bei entsprechendem Wetter auch gefährlich und tückisch sein konnte für ein kleines, Segel- oder Ruderboot. Um die vierte Nachtwache - wahrscheinlich morgens zwischen drei und sechs - sehen ihn die Jünger, wie er anscheinend auf dem Wasser an ihnen vorbei gehen will. Sie sind in großer Not, völlig erschöpft und haben alle Hände voll zu tun mit der Naturgewalt. Nun meinen sie ein Gespenst zu sehen und schreien.

Das Buch „Lutherbibel erklärt“ meint dazu: Markus hebt das Unverständnis der Jünger besonders hervor. Sie haben Jesus und seine Brotwunder leibhaftig gesehen und doch nicht verstanden. Wollte Jesus vorübergehen, um ihren Glauben zu prüfen? wird dort gefragt. Mit dem Wort von den verhärteten Herzen werden die Jünger neben die Pharisäer gestellt! So wenig rechnen Menschen wie sie und wir im Ernstfall mit der Wirklichkeit Gottes.

Für mich gibt es keinen Zweifel: Die Jünger sahen Jesus tatsächlich. Vielleicht war er ja in ihrer Angst, ihrer Erschöpfung nach stundenlangem Kampf mit den Wellen ihre letzte Hoffnung. Wäre er vorüber gegangen, wäre er nichts als Einbildung gewesen. Aber er geht nicht vorüber, er kommt auf sie zu. Und sie erschrecken. Wie hätten wir reagiert, wenn wir dabei gewesen wären?

Ich weiß nicht, wie viel Symbolik tatsächlich in dem Text enthalten ist. Ich weiß aber: Es bringt nichts, das Wunder erklären zu wollen. Ob Jesus nun auf der Oberfläche des Wassers ging oder ob er, wie ein dummer Witz behauptet, wusste, wo die Steine lagen, ist für mich auch keine Frage. Entscheidend ist: Für Gott ist nichts unmöglich.

Und: Können wir in entscheidenden Augenblicken daran glauben, dass wir uns auf Jesus, auf Gott verlassen können?

„Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht“, sagt Jesus und steigt zu ihnen ins Boot. Und plötzlich sind die Wellen gar nicht mehr so hoch. Eigentlich müssten die Jünger nun begreifen, dass es keinen Grund zur Angst mehr gibt, weil Jesus mit ihnen im Boot ist. Doch sie sind immer noch fassungslos und ängstlich. Das Brotwunder hat ihnen nicht genügt, um rückhaltlos an ihn zu glauben. „Ihr Herz war verstockt“, heißt es.

Sind wir, die wir ja auch um das Brotwunder wissen, heute zuversichtlicher? Hat Jesu Tod als Zeichen seiner Solidarität mit uns Menschen mehr Vertrauen bewirkt? Was ist mit unserer Furcht, die wir vielleicht „gesunde Skepsis“ nennen? Nichts behindert uns mehr im Leben als Angst und mangelndes Vertrauen, nichts schafft höhere Mauern zu anderen Menschen und größeren Unfrieden zwischen den Völkern. Und letztlich im Verhältnis zu Gott. „Habt Vertrauen“ ist die entscheidende Botschaft.


Maria Magdalena

Vinka Zeitler

1.) Ort Magdala

Der Ort Magdala war spätestens im 1. Jahrhundert vor Christi eines der größten Orte Galiläas mit ca. 37 600 Einwohnern.

Der alte Name Magdala kommt von den Fischen (Migdal Nunaja, Fischburg). Die Menschen dort lebten vom Fischfang, vom Handel und von der Landwirtschaft.

Im Kampf gegen die Römer wurde die Stadt 66 nach Christi zerstört.

Bei Grabungen vor dem Bau eines Hotels auf dem Gelände entdeckte man im August 2009 Überreste einer circa 120 m² großen antiken Synagoge mit einem mit Mosaik bedeckten Fußboden, umlaufenden Steinbänken und mit Fresken verzierten Wänden. Auf einem allseitig mit Reliefs geschmückten circa 11 mal 11 Meter großen Stein befindet sich die Abbildung einer Menora (siebenarmiger Leuchter). Nach Ansicht der Grabungsleiterin Dina Avschalom-Gorni handelt es sich dabei um den weltweit ältesten Bau, aus der Zeit des zweiten Tempels, die Darstellung der Menora hält sie für die älteste erhaltene.

Kreuzfahrer errichteten in Magdala im 12. Jahrhundert eine Kirche, die später gänzlich verfiel.

Die heutige landwirtschaftliche Siedlung Migdal geht auf das Jahr 1910 zurück. Sie hat knapp 2000 Einwohner.

Magdala gilt als die Geburtsstadt (Heimatort) der früheren Anhängerin (Jüngerin) Jesus, Maria von Magdala.

2.) Maria von Magdala

Mirjam heißt sie auf Aramäisch, ihrer Muttersprache (sie war eine Makkabäerin), was soviel bedeutet wie: die Schöne aber auch die Bittere.

Maria von Magdala war – wie wir heute sagen würden - eine sehr starke Persön-lichkeit, intelligent, kritisch, nicht angepasst. Ihr damaliges Leben (bevor sie Jesus begegnete) entsprach nach der damaligen Vorstellung nicht der Rolle einer Frau, sie war nicht in das Jüdische Bild von einer Frau einzuordnen. Sie lebte alleine, die Eltern verstarben als sie noch sehr jung war. Heiraten, das wollte sie nicht. Sie wollte nicht so ein Leben führen, wie die Frauen es damals führten. Die Rolle der Frau im damaligen Israel (und sicher nicht nur da) bestand ganz allein darin, Kinder zu bekommen und sich unterzuordnen. Maria von Magdala strebte nach Mehr und sie wollte gleichberechtigt sein.

Da begegnete sie Jesus und folgte ihm bis über seinen Tod hinaus. Bei ihm fand sie die Erfüllung, sie folgte ihm in das Ungewisse (wie es auch andere Männer und Frauen taten), oftmals ohne zu wissen, wo sie die kommende Nacht verbringen und was sie essen würden. Oftmals mussten sie sich vor den Feinden verstecken. Jesus konnte sie mit seiner Lehre und seinen Taten fesseln, ihnen die Zuversicht geben, die sie in ihrem Leben bis dahin nicht kannten und nicht fanden. Maria von Magdala war die erste Jüngerin und eine enge Vertraute Jesus.

2.1) Man sagte, Jesus hätte ihr die „sieben Dämonen ausgetrieben“.

Eine Erklärung hierfür könnte sein:

Das Volk Israels war damit beschäftigt, sich aus der Machtherrschaft der Römer zu befreien. Dies war nur durch Krieg und Kampf möglich. Und so war auch der Geist, der unter dem Volk zur damaligen Zeit herrschte. Hass gegenüber dem Besatzer, ein Gift, dass das Denken und Handeln insgesamt beherrschte.

Jesus jedoch sprach von Liebe unter den Menschen, vom Lossagen vom Hass hin zur Güte. Für ihn waren alle gleichberechtigt: Reich und arm, gesund und krank, Männer und Frauen. Das war für alle neu und auch für Maria eine völlig neue Erfahrung. Sie konnte loslassen von ihrem vorherigen Leben und wurde dafür mit geistigen Werten reich beschenkt. Sie wurde von allen Dämonen (von den bedrückenden Einflüssen) befreit…

2.2) Maria, eine treue Jüngerin

Maria folgte Jesus bis zur Hinrichtung, sie floh nicht wie die anderen vor Angst oder Verzweiflung. Nach seinem Tod salbte sie ihn und wickelte ihn in Tücher um ihn - bevor der Sabbat begann - ins Grab zu bringen. Männer rollten einen Stein vor das Grab.

3.) Die Auferstehung

Am Sonntagmorgen hatte sie ein starkes Verlangen danach, zum Grab Jesus zu gehen. Sie machte sich auf den Weg in der Hoffnung, dass die Wächter sie ans Grab lassen würden. Zu ihrem Erstaunen fand sie ein leeres Grab vor. Was war geschehen?

Jesus war auferstanden!

Er gab sich ihr zu erkennen und bat sie, die Botschaft den anderen Jüngern zu überbringen.

So wurde Maria von Magdala die erste Zeugin der Auferstehung Jesus am Ostersonntag!



6.Tag
17.9.2010

Chorazim (Bernd: Gerichtsdrohung über ungläubige Städte))

Safed/Zefad („Stadt auf dem Berge“, Ort der Gelehrsamkeit, heilige Stätte der Juden; die heutige Künstlerstadt mit aschkenasischen, sephardischen und orientalischen Juden ist leider wegen Jom Kippur weitgehend „geschlossen“), auf der Rückfahrt

Tabgha, Brotvermehrungskirche (Tonia: Speisung der Fünftausend)



Chorazin

Bernd Schellenberger

Chorazin gehört zu den drei Städten, die Jesus in Mt 11 und Lk 10 tadelt.

Bei ihr handelt es sich um eine im „Talmud" (palästin. und babylon. T., d.h„¢ "talmud torah=von der Schrift (AT) ausgehende Belehrung") genannten jüd. Stadt; ihre Lage in röm. Zeit lässt sich mit dem heutigen "hirbet karaze" nahe Kafarnaum festlegen.

Sie war zur Zeit Jesu eine dorfartige Wohnsiedlung, deren Struktur heute noch unbekannt ist. Die spätere Stadt entstand um 150 n.Chr., und aus dem 2.-5. Jhd. wurde eine Synagoge ausgegraben. Unter den Funden der Synagoge befindet sich ein Basaltthron, dessen Rückenlehne eine Rosette schmückt und der vorne eine aram. Inschrift trägt, die lautet:

(1)Zum guten Andenken an Juden, Sohn des Ismael,

(2)der diese Stoa errichtet hat

(3) und ihre Treppen. Für sein Werk möge

(4)er seinen Teil haben unter den Gerechten

Es handelt sich hierbei wohl um eine Art Lehrstuhl oder Ehrensitz oder Präsidialsitz für den Synagogenvorsteher, der während des Vorlesens aus der Tora benutzt wurde, "Sitz des Mose" genannt (Mt 23,2) denn ein Stammplatz für die Tora (Gesetzeslade) war nicht vorgesehen, da man sie offenbar im Bedarfsfall hereintrug. Die Synagoge war wie alle anderen Synagogen Galiläas nach Süden orientiert

Chorazin lag einige km vom See Genesaret entfernt; zur Zeit Jesu war der See mit Städten umkränzt, u.a. Tiberias, Magdala, Gennesar, Kafarnaum, Betsaida, Gerasa (Kursi), Hammat und Hippos. Zweifellos kann man davon ausgehen, dass im Verlauf des 1. Jhd. n.Chr. die Ebenen und Berghänge des Ufers zivilisiert und kultiviert waren, um die volksreichen Städte ernähren zu können. Diese Region hat Jesus dann auch bevorzugt bei seinem öffentlichen Auftreten. Durch die Dörfer und Städte zog er und erzählte (nicht von der Gründung einer Kirche, sondern) vom "Reich Gottes". An einem Hügel des Ufers hielt er die sog. "Berg· predigt", im Boot verkündete er den am Ufer sitzenden Menschen die Eigenart des Gottesreiches in Gleichnissen, und am Seeufer berief er auch eine Reihe seiner Jünger: Petrus, Andreas, Jakobus, Johannes und Matthäus.

Gerichtsdrohung über die ungläubigen Städte . “°Dann begann er den Städten, in denen er die meisten Wunder getan hatte. Vorwürfe zu machen, weil sie sich nicht bekehrt hatten: “Weh dir. Chorazin! Weh dir, “" Betsaida! Wenn einst in Tyrus und Sidon die Wunder geschehen wären, die bei euch geschehen sind — man hätte dort in Sack und Asche Buße getan. Ja, das sage ich euch: Tyrus und Sidon wird es am Tag des Gerichts nicht so schlimm ergehen wie euch. Und du, Kafarnaum, meinst du etwa, du wirst bis zum Himmel erhoben? Nein, in die Unterwelt wirst du hin abgeworfen. Wenn in Sodom die Wunder geschehen wären, die bei dir geschehen sind, dann stünde es noch heute. Ja, das sage ich euch: Dem Gebiet von Sodom wird es am Tag des Gerichts nicht so schlimm ergehen wie dir.

Was dabei auffällt ist, dass sich Menschen mit einfacher Herkunft von Jesus ansprechen lassen: Zöllner, Handwerker, Fischer; aber: Chorazin wie auch Kafarnaum und Betseida haben Jesus (Christus) nicht erkannt; sondern abgelehnt. „Der Erfolg seiner Wirksamkeit war hier so gering, dass Jesus alle drei Städte wegen ihres Unglaubens verfluchte.

Bei Mt 11,20-24 handelt es sich um eine Gerichtsdrohung über ungläubige Städte:...... Diese Drohrede ist hart; Jesu Schmerz über die Stätten seines Wirkens ist erschütternd. Aber hier war alles beim alten geblieben, keine Abkehr vom Lebenswandel, keine Umkehr zur Buße, keine Hinwendung zur Gottesbotschaft - Jesus war vergeblich hier gewesen, und darunter leidet er bis hin zum Zorn.

Von hier kommt das Bibelwort: Der Prophet gilt nichts im eigenen Land! Die genannten Städte sind in späterer Zeit nur noch Ruinenlandschaften und Trümmerhaufen

Jesu Worte haben aber noch eine andere Dimension und deuten sie an:

Die drei Städte stehen symbolisch für das Gottesvolk Israel, das das "Neue" {Messianische) jener Zeit nicht wahrnimmt und damit seinen Gott JAHWE, der in JC zu ihnen spricht, nicht erkennen will. Nach Art lustloser Kinder, die alle ihnen angebotenen Spiele ablehnen, weisen die Juden alle Glaubensangebote Gottes zurück: die Buß- und Umkehr-Aufforderung des Johannes d. T. ebenso wie die Menschenfreundlichkeit und "Taten“ (Wunder) Jesu, die beide Ausdruck für das "Messianische" sind- Jesu (zornige) Verwerfung Israels ist gleichzeitig der Hinweis, die Botschaft an andere zu richten, nämlich an die Heiden, deren Apostel später Paulus ist.-


Tabgha


Wir haben diesen gesegneten Ort, an dem der Überlieferung nach die wunderbare Brotvermehrung stattfand, sieben Tage lang erlebt und auch bereits einiges darüber erzählt bekommen. Deshalb will ich nicht mehr viel dazu sagen, sondern nur das Evangelium vorlesen und noch mal einige Gedanken vortragen, die ich im übrigen schon einmal vorgetragen habe.

Unser Hauptziel am ersten Tag unserer Reise ist Tabgha am See Genezareth - der Überlieferung nach der Ort der wunderbaren Brotvermehrung. Es gibt dort u.a. ein Benediktinerkloster und eine schöne Kirche neueren Datums, die nicht ohne Grund genau dort steht. Zentrum der Kirche sind „der Stein, auf den Jesus das Brot legte“ und ein byzantinisches Mosaik mit Broten und Fischen. Beides gehörte bereits im 4. Jahrh. zu einer christlichen Kirche; der Stein war ursprünglich der Altartisch. Heute weiß natürlich keiner mehr so genau, ob darauf wirklich einmal die bewussten Brote und Fische lagen, aber immerhin ist die Symbolik alt und augenfällig.

Besonders interessant sind in der Kirche außerdem ein frühes Taufbecken und einige wunderschöne byzantinische Bodenmosaiken mit Tierdarstellungen aus dem 5. Jahrhundert. Alles andere, denke ich, lässt sich vor Ort besser erklären und aufnehmen.

Da es im See bei Tabgha warme Quellen gibt, an denen sich die gern die Fische sammeln, ist der Platz sicher auch vor 2000 Jahren schon ein beliebter Ort gewesen - für Fischer wahrscheinlich ebenso wie für Menschen, die Ruhe zum Beten oder Abwechslung vom Alltag suchten. Offensichtlich war das Seeufer hier kaum besiedelt. Vielleicht sollte er Jesus und den Jüngern deshalb als Rückzugsgebiet dienen. Aber darin hatten sie sich getäuscht.

Lukas 9, 10 - 17 - Die Speisung der Fünftausend

Die Apostel kamen zurück und erzählten Jesus alles, was sie getan hatten. Dann nahm er sie beiseite und zog sich in die Nähe der Stadt Betsaida zurück, um mit ihnen allein zu sein. Aber die Leute erfuhren davon und folgten ihm. Er empfing sie freundlich, redete zu ihnen vom Reich Gottes und heilte alle, die seine Hilfe brauchten.

Als der Tag zur Neige ging, kamen die Zwölf zu ihm und sagten:Schick die Menschen weg, damit sie in die umliegenden Dörfer und Gehöfte gehen, dort Unterkunft finden und etwas zu essen bekommen, denn wir sind hier an einem abgelegenen Ort. Er antwortete: Gebt ihr ihnen zu essen! Sie sagten: Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische, wir müssten erst weggehen und für alle diese Leute Essen kaufen. Es waren etwa fünftausend Männer. Er erwiderte seinen Jüngern: Sagt ihnen, sie sollen sich in Gruppen von ungefähr Fünfzig zusammensetzen. Die Jünger taten, was er ihnen sagte, und veranlassten, dass sich alle setzten. . Jesus aber nahm die fünf Brote und zwei Fische, blickte zum Himmel auf, segnete sie und brach sie, dann gab er sie den Jüngern, damit sie diese an die Leute austeilten. Und alle aßen und wurden satt. Als man die übrig gebliebenen Brotstücke einsammelte, waren es zwölf Körbe voll.

Die Geschichte ist bei Matthäus, Markus und Lukas ganz ähnlich erzählt. Bei Johannes hat sie noch einen Unheil verkündenden Schlusssatz: „Da erkannte Jesus, dass sie kommen würden um ihn in ihre Gewalt zu bringen und zum König zu machen. Daher zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein.“ Johannes spricht auch als einziger nicht von 5000 Männern, sondern von einer großen Menschenmenge. Die Zahl von 5000 ist sicher auch nicht wörtlich zu nehmen; in der jüdischen Zahlensymbolik bedeutet sie so etwas wie „unvorstellbar viele“. (Die Zahl 1000 ist die Zahl Gottes, da schon fast außerhalb der Vorstellungskraft - und die gleich mal fünf.)

Ein Menschenauflauf also; es war richtig was los. Die Menge erwartete etwas Erstaunliches, vielleicht sogar Spektakuläres - Wunder oder so. Ein Event sozusagen. Von Jesus heißt es: Er empfing sie freundlich, redete zu ihnen von Reich Gottes und heilte alle, die seine Hilfe brauchten.

Kaum vorstellbar, dass Männer mit Frauen und Kindern ganz ohne Verpflegung zu solch einem ungewöhnlichen Ereignis loszogen, doch es wird wie immer besser und schlechter Vorbereitete gegeben haben, außerdem Ärmere und Reichere. Und Jesus fühlte sich nicht nur verantwortlich, er konnte hier auch Zeichen setzen und zugleich etwas Grundlegendes lehren: Keiner muss hungern und keiner soll für sich allein satt werden, wenn wir im Geiste Gottes leben.

Er lässt die Leute Platz nehmen und gibt - für alle sichtbar -, was ihm und den Jüngern zur Verfügung steht: fünf Brote und zwei Fische. Und seinen Segen. Wie könnte die berührte Menschenmenge da anders handeln? Man hält nicht zurück, was man hat - und alle haben mehr als genug.

Man könnte auch sagen: Jesu Geist macht alle satt. Genau genommen könnte das auch heute noch überall so sein - auch bei uns in Deutschland, im Vorderen Orient, in Afrika oder in Südamerika.



7. Tag
18.9.2010

Feiertag (Jom Kippur) ohne Sarit und Bus

Gang zum Berg der Seligpreisungen (Bergpredigt - Regina Brückner),



Seligpreisungen

Regina Brückner

Die Stelle, wo Jesus die Bergpredigt verkündet hat, ist historisch nicht genau festgelegt.
Mögliche Verkündigungsorte:
Schon viele Pilger haben im Boot vor der Primatskapelle die Worte Jesu vernommen.
100 m neben der Primatskapelle befindet sich eine Höhle, die sog. Grotte der Seligpreisungen, auch das ist ein Ort mit guter Akustik.

Wir aber sind auf den Berg gewandert, oben angekommen, nehmen wir uns zunächst einen Moment Zeit, die Landschaft auf uns wirken zu lassen.


An einem ruhigen Platz:
Diese Landschaft atmet Frieden.
Hier ist Jesus umhergezogen, hier gewann er seine ersten Jünger, hier fand er die Bilder, die er in seinen Gleichnissen gebrauchte.
Man kann sich gut vorstellen, dass Jesus hier vom Berg aus die Worte der Bergpredigt sprach.
So ist es nur verständlich, dass die Gesellschaft für die Unterstützung der italienischen Missionare einfach einen schönen Platz über dem See Genezareth ausgewählt hat, ohne direkte historische Vorgabe, um hier 1937/38 diese Kapelle der Seligpreisungen zu bauen. Es ist die einzige Erinnerungsstätte im Hlg. Land, die so einfach auf die grüne Wiese gestellt wurde.

Der Baumeister ist Antonio Barluzzi

Er hat die Kapelle farblich (absichtlich) in sehr starkem Kontrast gehalten.
Seine Materialien sind lokaler dunkler Basalt und weißer Nazarethstein, für die Bögen hat er römischen Travertin verwandt.
Es ist ein Achteckbau, ein Oktogon.
Je eine Seite der Kapelle steht für eine Seligpreisung.
Die Kuppel symbolisiert die 9. Seligpreisung nach Matthäus, in der Jesus den um seinetwillen Verfolgten die Belohnung im Himmel verspricht.
Die zur Kirche gehörende Gartenanlage ist in Nischen unterteilt und ermöglicht Momente der Ruhe und des sich Sammelns.
Beeindruckend und wunderbar heute hier an dieser Stelle zu sein, den See Genezareth zu unseren Füßen, die Orte des Wirkens unseres Herrn in greifbarer Nähe, hier in der Gegend haben viele Ereignisse der Erlösung und Befreiung stattgefunden.
Alles lädt zum Hören, zur inneren Einkehr, zur Betrachtung und Reflexion des Wortes ein, welches nach wie vor lebendig und aktuell weiter klingt:
Mt 5,1-12

Selig, die arm sind vor Gott;
denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden;
denn sie werden getröstet werden.
Selig die keine Gewalt anwenden;
denn sie werden das Land erben.
Selig die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit;
denn sie werden satt werden.

Selig die Barmherzigen;
denn sie werden Erbarmen finden.
Selig die ein reines Herz haben;
denn sie werden Gott schauen.
Selig die Frieden stiften;
denn sie werden Söhne und Töchter Gottes genannt werden.
Selig die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden;
denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.
Freut euch und jubelt, euer Lohn im Himmel wird groß sein.

Wenn wir die Seligpreisungen hören, was erreicht unsere Sinne, wie macht der Bergprediger unser Leben sinnvoll? Ich habe früher in unserer Gemeinde in der Bußvorbereitung mitgearbeitet und in der Anfangsphase, natürlich geprägt durch meine Erziehung, war ich zunächst felsenfest davon überzeugt, die Seligpreisungen sind einfach nur die 10 Gebote positiv ausgedrückt. Aber der damalige Pfarrer war ganz energisch und vehement anderer Meinung.

„Die Seligpreisungen sind kein Gesetz, sondern eine Verheißung! Die Seligpreisungen sind das Lebensprogramm Jesu, ein Programm gegen den Trend und die gängige Lebensrealität!“… so sagte er damals und sagt es heute. Schauen wir also zunächst auf die ersten vier Seligpreisungen, hier ist der Widerspruch zur Realität das bestimmende Element. Die ersten vier Seligpreisungen eröffnen eine klare Gegenoffensive Gottes gegen gnadenlose Verhältnisse, es geschieht Durchbruch des Lebens gegen Untergangsstimmung, es geht um den Einbruch des Himmels in unseren Alltag, denn Gott sieht unser Leben ganz anders als wir es sehen, Jesus sieht unser Leben ganz anders als „man“ es sieht.

Jesus holt den Himmel auf die Erde und preist die selig, die ansonsten übersehen werden und meist müh – selig leben, uninteressant und unwichtig sind. Er preist die im Geist Armen, die verstanden haben: Ich kann und brauche mich vor Gott nicht in eine Position hineinarbeiten, ich darf sein wie ich bin. Durch das jetzt schon ausgegossene Glück des Himmelreiches, darf ich mit leeren Händen kommen, bleibe ich ein bittender. Arm vor Gott oder wie es auch heißt, arm im Geiste, beschreibt eine Haltung vor Gott. Nicht die Raffinierten werden die Erde erben!

Die zweiten vier Seligpreisungen sind Anstiftungen Sie stiften zu einem neuen Lebensstil an, auf eine Art und Weise, die im anderen Menschen die Lebensgeister weckt. Manchmal frage ich mich: Bin ich so? Kann man das durchhalten? Nutzen wir diese wunderbar revolutionären Möglichkeiten, die Gott in uns verankert hat, oder klappen wir sie manchmal zu wie eine Gartenliege in der Abendkühle!? Dabei heißt es nicht: selig bist du, sondern selig seid ihr

Die Seligpreisungen brauche ich ja nicht allein zu bewältigen, sie gehören in die Gemeinde, sie sind eine „Mannschaftsleistung“ sozusagen, sie sind eine „gemeinsame Lebensaufgabe, die Leben spendet“! Die Bergpredigt ist keine Strandparty sondern ein Angriff gegen die Realität. Sie stellt Gemeinde da auf, wo sie am nötigsten ist. Jede Seligpreisung besteht aus zwei Teilen. Die zweite Hälfte wird stets eröffnet mit => denn „sie werden“, stellt sich die Frage wann aber wird das sein? Antwort: Die Zukunft hat in der ersten Satzhälfte doch schon begonnen! Denn „sie werden“ würde isoliert ja nur auf eine ganz entfernte Zukunft verweisen. Und nun ist dieses „sie werden“ auch noch mit einem „denn“ verknüpft, zu denen die im Schlamassel stecken. Dieses im Schlamassel stecken ist aber keine Selbsterkenntnis, sondern ist schon eine Analyse – auf - Grund – von – Gnade. Wir haben also das Problem, dass da eine Verheißung in uns arbeitet, die jetzt schon wirkt, aber sozusagen noch nicht zum Ausbruch gekommen ist.

Das Himmelreich hat schon begonnen, durch die, die da so überraschend als „selig“ angesprochen werden. Und das ist jeder und jede einzelne von uns. Vertrauen wir also der Verheißung wider die Realität weil wir spüren: die Weite und Radikalität der Bergpredigt bringt`s. Treten wir neu in die Fußstapfen unseres Herrn und werden eine Kirche der Brotvermehrung und der Seliggepriesenen, unser Glaube und das Vertrauen zu Gott und seinem Sohn Jesus Christus sei unser Startkapital! Lied: Selig seid ihr

Ich hatte das große Glück kurz vor Ostern an einem Seminar über den Auferstehungsglauben teilnehmen zu können. Referent war der Theologieprofessor Willibald Bösen, selbst oft im Hlg. Land und an Orten der Bibel unterwegs, Verfasser vieler Bücher. Er schrieb mir: „Sie fragen nach einer Hilfe für die Seligpreisungen. Den Text nur vorzulesen und wirken zu lassen, finde ich zu wenig. Wenn man die Seligpreisungen bei Matthäus und Lukas vergleicht, bleiben am Ende nur drei authentische Seligpreisungen übrig (arm – traurig – hungrig), die man im Munde Jesu vermuten darf. Von diesen dreien nehme ich immer die erste, die der Armut heraus und versuche sie, für uns heute zu erläutern: Jesus hat die Armut nicht hoch gelobt und den Reichtum auch nicht verdammt. Er empfiehlt den richtigen Umgang mit dem Besitz. Wir dürfen Millionen besitzen, dabei aber nicht vergessen, dass sie verpflichten. Mt. hat ihn gut verstanden und „im Geist“ hinzugefügt.

Mein Schlussgedanke jeweils: Ich möchte Millionär sein, um mit den Millionen die Fabrik zu bauen, in der alle ihr Brot verdienen können, die draußen in der Welt keine Chance haben. Ist Ihnen das eine Hilfe?

Schönen Sonntag, Willibald Bösen“

Samstag, 18.9. 2010 Regina Brückner

Ps.: War euch das alles eine Hilfe?!

(Quellen: Internet und Gespräche mit Theologen)



8.Tag
19.9.2010

Fahrt nach Betanien zum Lazarusgrab (Helga Herzog: Erweckung des Lazarus), Betfage (Walburga Bendfeldt: Jesu Einzugs in Jerusalem), 11.00 Uhr Hl. Messe mit Pater Robert in der Dominus-Flevit-Kapelle am Ölberg,

Abstieg ins Kidrontal (Bernd: Goldenes Tor), Garten Getsemane und Mariengrab (Bernd: Marientraditionen in Jerusalem), durch das Löwentor (Stephanstor) über Via Dolorosa zum Österreichischen Hospiz


Lazarus

Helga Herzog

Wir sind hier am Lazarusgrab. Lazarus heißt in hebräisch Elʿāzār „Gott hat geholfen“. Lazarus ist der Name zweier biblischer Figuren. Lazarus von Bethanien wurde nach dem Johannesevangelium von Jesus von den Toten auferweckt.

Der arme Lazarus ist dagegen eine Gestalt aus dem Lukasevangelium (Lk 16,20–31 EU).

Ort

Der Ort Bethanien, auch Betanien (deutsch „Haus der Feigen“), entspricht wahrscheinlich dem heutigen Al-Eizariya wo wir uns jetzt befinden.

Dieses Dorf liegt in Palästina südöstlich von Jerusalem, an der Ostseite des Ölberges, etwa 15 Stadien (etwa 2,7 km) von Jerusalem entfernt (Joh 11,18 EU) .

Es ist der Heimatort der Geschwister Maria, Martha und Lazarus.

In Bethanien lag auch das Haus Simons des Aussätzigen (Mt 26,6 EU).

Kirche (Ich verlese einen Text)

Die Kirche wurde 1954 vollendet. Der nüchterne Bau in starrer Kreuzform mit seinen grauen Wänden, der wie ein Mausoleum wirkt, wird durchflutet vom Licht, das von oben aus der kreisförmigen Kuppelöffnung über 48 goldene Mosaikfelder strömt, Licht aus der Höhe.

Die Mosaiken stellen die Ereignisse Bethaniens dar.

Jesus gibt im Hause von Marta und Maria (links) die Mahnung „Eins nur ist notwendig“

Beim Gastmahl im Hause Simons des Aussätzigen(über dem Portal)

Die trauernden Schwestern (über dem Hochaltar).

Text

Im Neuen Testament im Johannesevangelium 11,17-44 wird das Wunder der Auferweckung des Lazarus berichtet.

Bibeltext

Die Auferweckung des Lazarus als Zeichen
Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen.
Betanien war nahe bei Jerusalem, etwa fünfzehn Stadien entfernt.
Viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, um sie wegen ihres Bruders zu trösten.
Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus.
Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben.
Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben.
Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.
Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag.
Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt,
und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?
Marta antwortete ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.
Nach diesen Worten ging sie weg, rief heimlich ihre Schwester Maria und sagte zu ihr: Der Meister ist da und lässt dich rufen.
Als Maria das hörte, stand sie sofort auf und ging zu ihm.
Denn Jesus war noch nicht in das Dorf gekommen; er war noch dort, wo ihn Marta getroffen hatte.
Die Juden, die bei Maria im Haus waren und sie trösteten, sahen, dass sie plötzlich aufstand und hinausging. Da folgten sie ihr, weil sie meinten, sie gehe zum Grab, um dort zu weinen.
Als Maria dorthin kam, wo Jesus war, und ihn sah, fiel sie ihm zu Füßen und sagte zu ihm: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben.
Als Jesus sah, wie sie weinte und wie auch die Juden weinten, die mit ihr gekommen waren, war er im Innersten erregt und erschüttert.
Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet? Sie antworteten ihm: Herr, komm und sieh!
Da weinte Jesus.
Die Juden sagten: Seht, wie lieb er ihn hatte!
Einige aber sagten: Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat, hätte er dann nicht auch verhindern können, dass dieser hier starb?
Da wurde Jesus wiederum innerlich erregt und er ging zum Grab. Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war.
Jesus sagte: Nehmt den Stein weg! Marta, die Schwester des Verstorbenen, entgegnete ihm: Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag.
Jesus sagte zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?
Da nahmen sie den Stein weg. Jesus aber erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast.
Ich wusste, dass du mich immer erhörst; aber wegen der Menge, die um mich herum steht, habe ich es gesagt; denn sie sollen glauben, dass du mich gesandt hast.
Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus!
Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden und lasst ihn weggehen!

Gedanken zu dem Text

(Ich lade euch ein, eure Gedanken zu diesem Text zu äußern, was hat euch dabei bewegt?)

Welche Aussagen Jesu erscheinen wichtig?

„Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben.“

Löst ihm die Binden und lasst ihn weggehen!

(Um euch an diesen Tag zu erinnern habe ich für jeden ein kleines Geschenk. Es sind die Binden die uns daran hindern frei zu sein. Die Binden unserer Ängste und Bequemlichkeiten , der Bindung an unsere Gewohnheiten. Vielleicht denken wir in unserem Alltag an diese Binden, Bindungen und versuchen uns zu befreien und wegzugehen)

Wo ist das Grab in dem Lazarus wirklich liegt?


Jesu Einzug in Jerusalem

Walburga Bendfeldt

Alle Evangelisten berichten über den Einzug Jesu in Jerusalem und auch im AT in Jesaja und Sacharja wird berichtet.

Der Einzug Jesu an Palmsonntag fand sechs Tage vor dem Paschafest statt, das war eine Woche vor seinem Tod.

Als Jesus von seiner letzten Reise von Jericho Richtung Jerusalem ging, kam er auf den Ölberg in die Nähe der Dörfer Betfage (Feigenhausen) und Betanien. Jesus schickte zwei Jünger in das Dorf Betfage und trug ihnen auf: „Am Ortseingang werdet ihr einen jungen Esel finden, auf dem noch niemand geritten hat. Bindet ihn los und bringt ihn her.“ Als sie den Esel losbanden, fragten die Besitzer: „Warum bindet ihr ihn los?“ Sie antworteten: „Der Herr braucht ihn.“ Dann brachten sie den Esel zu Jesus, legten ihre Kleider über das Tier und ließen Jesus aufsteigen. Als Jerusalem in Sicht kam, brach die ganze Schar der Anhänger Jesu in lauten Jubel aus. Sie lobten Gott und dankten ihm für all die Wunder, die sie miterlebt hatten. Die Menschen trugen Palmzweige (vom Laubhüttenfest) und riefen: „Hosianna! Heil dem König, der im Auftrag des Herrn kommt! Frieden im Himmel! Gott gehört die Ehre!“ Aus der Menge riefen ein paar Pharisäer: „Lehrer, bring doch deine Jünger zur Vernunft.“ Jesus antwortete: „Ich sage euch, wenn sie schweigen, dann werden die Steine rufen!“

Man nimmt an, dass Jesus durch das Osttor in den Tempelbezirk einritt. Die Palmwedel sind Zeichen des Triumphes, denn sie verkünden einen errungenen Sieg und ehren den Sieger. Jesu Königtum enthält keinen politischen Machtanspruch, es vollzieht sich im Offenbarmachen der Wahrheit Gottes und im Erschließen ewigen Lebens. Das alles hat nun in Jesus begonnen und geht seiner Erfüllung entgegen; dies ist Seine Bestimmung auf Erden und begründet Seinen Eintritt in die Geschichte – und um solches Königtum anzutreten, zieht er in Jerusalem ein.

Künftiges Jerusalem (Jetztzeit):

- die Braut Jesu als „versammelte Gemeinde“ = Kirche

- „Kirche“ als Sinnbild für das „neue Israel/neue Jerusalem/neue Erde/Reich Gottes“, für die „Hochzeit des Lammes“ und für die „neue Schöpfung“

- Gott ist in Jesus Mensch geworden = Beginn der Heilszeit

Bei der Beerdigung betet der Priester am Grab: „Zum Paradies mögen Engel dich geleiten, die hl. Märtyrer dich begrüßen und dich führen in die heilige Stadt Jerusalem. Die Chöre der Engel mögen dich empfangen und durch Christus, der für dich gestorben, soll ewiges Leben dich erfreuen“.

Im Weihnachtslied „Tochter Zion freue dich“ wird die heilige Stadt Jerusalem auch besungen.

Gebet:

Sanftmütig bist du und reitest auf einem Esel. Du kommst aus dem ländlichen Frieden in die unfriedliche Stadt.

Du gibst der Macht ein neues Gesicht, den Gebeugten neue Würde und denen, die sich nach Erlösung sehnen, eine Stimme: Hosianna. Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!

Aus dem Sonntagsblatt von Pfarrerin Barbara Hauck – Gedanken zu ihrer Israelreise:

Am Palmsonntag feiern Christen auf der ganzen Welt Jesu Einzug in Jerusalem. In den Tagen darauf hören sie die Geschichte, wie er verraten und getötet wurde, sie trauern unter dem Kreuz – und sie werden in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag in Dunkelheit und Licht das Geheimnis seiner Auferstehung und des neu geschenkten Lebens feiern. Was wäre gewesen, wenn Jesus dort oben im Norden, unweit des Sees Genezareth geblieben und nicht nach Jerusalem gegangen wäre? Die Hügel, die Wiesen, die Boote auf dem See, die Rückzugsorte und Aussichtspunkte. Jeden Morgen der weite Blick; jeden Morgen die Sonne, die den Dunst über dem Wasser in kostbarstes Silbergold tauchte. Nichts zu hören als das Plätschern der Wellen und ein paar Vogelstimmen, nichts zu sehen als die wunderbare Landschaft, die den See umgibt: Bilder der Fülle und des Friedens, in denen sich spiegelt, was Jesus vom Reich Gottes erzählt hat.

Jerusalem - damals und heute: eine zwischen Religionen und Glaubenden zerrissene Stadt, eine heilige Stätte, von der jeder seinen Anteil haben will und ihn notfalls mit Gewalt verteidigt. Eine Stadt, in der jeder glaubt, dass die Heiligkeit des Ortes gerade ihm Recht gibt: den jüdischen Frommen/den Christen unterschiedlichster Traditionen, die die Grabeskirche als Zentrum ihres Glaubens ansehen und dort um jeden Quadratzentimeter ringen und den frommen Muslimen, deren heilige Stätten auf dem Tempelberg kein Nicht-Gläubiger betreten darf. Wer nach Jerusalem geht, der muss, so scheint es, seinen Glauben schützen und verteidigen und tut es oft mit Gewalt: mit Mauern und Gittern, mit Checkpoints und Metalldetektoren, mit Spucke und Steinwürfen. Dabei könnte Jerusalem die Hauptstadt des Friedens sein. Der Weg Jesu von Galiläa nach Jerusalem war ein Weg mitten hinein in Hass und Gewalt. Er geht ihn als Einer, der sich dieser Gewalt und diesem Hass als Mensch aussetzt bis zum Tod. Er hat damit ein für alle Mal das Bild Jerusalems verwandelt. Der Weg, den er nach Jerusalem gegangen ist, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Wer diesen Weg mit ihm geht, in dem weckt er die Sehnsucht nach Frieden und Heil. Darin liegt Hoffnung für Jerusalem und für alle anderen blutigen Orte: indem man, statt Hassparolen zu schreien das Lied von Gott singt, der Mensch wurde.

Walburga Bendfeldt


DOMINUS FLEVIT

Regina Brückner

Dominus flevit bedeutet übersetzt: der Herr weinte.

Ein sehr eindrucksvoller Ort auf dem Ölberg,

gewidmet den Worten Jesu, die er ganz in der Nähe gesprochen hat.

Wenn man die Gartenanlage von Dominus Flevit betritt, stößt man gleich rechts neben dem Eingang auf eine Grabanlage.

Bei archäologischen Grabungsarbeiten im Vorfeld des Neubaus der Kapelle machten die beiden Franziskaner Lemaire und Bagatti spektakuläre Funde.

Es kam zum Beispiel ein Grab aus dem 15. Jahrhundert vor Christus zum Vorschein.

So weist dieser Ort schon 500 Jahre vor David einen Friedhof auf.

Man fand zahlreiche Grabgelege aus dem 1. Jahrhundert nach Christus: Arkosoliengräber (Bogengräber) und Schachtgräber mit Sarkophagen und Ossuarien. Es ist der größte geschlossene Friedhof aus jener Zeit.

Eine Grabanlage mit den sog. Knochenhäuschen, verziert mit einfachen christlichen Ornamenten und kurzen aramäischen, hebräischen oder griechischen Beschriftungen sind hier ausgestellt.

Um wieder Platz zu schaffen, hat man nach dem Tode der Verstorbenen, als das verwesliche Fleisch sich von den Gebeinen gelöst hatte, deren Knochen gesammelt und sie noch einmal, nun in einem kleinen Knochenhaus (Ossuar), in dem auch die Gebeine anderer Verwandter verwahrt werden konnten, zur ewigen Ruhe bestattet.

Da für einen Juden eine Grabstätte oder ein Friedhof eine ewige Ruhestätte bedeutet, hat nie jemand versucht, diese alten Gräber zu beseitigen und für andere Zwecke zu nutzen.

So erklärt sich das hohe Alter dieser Gräber.

Auf dem Ölberg sind seit mindestens 3000 Jahren Grabgelege nachzuweisen.

Es müssen aber immer Prominente oder begüterte Menschen gewesen sein, die sich an diesem bedeutsamen Ort begraben lassen konnten. Seit dem es messianische Erwartungen im Judentum gab, ließen sich die Juden wegen der Ankunft des Messias an diesem Berg beisetzen, um bei seiner Ankunft und beim Gottesgericht als erste mit dabei zu sein ( genau gegenüber sieht man in der Stadtmauer das goldene Tor, durch welches Jesus einst in das himmlische Jerusalem einziehen wird).

Dass sich in byzantinischer Zeit auch christliche Gräber auf dem Ölberg befanden, hat etwas mit den Gedächtnisstätten Jesu zu tun, aber auch mit der Wiederkunft Christi auf dem Ölberg (nachlesen Apg.1,11).

Zur Kapelle:

Bei den archäologischen Grabungsarbeiten im Vorfeld kam 1953 eine byzantinische Kapelle samt einer Klosteranlage aus dem 6. und. 7. Jahrhundert zu Tage.

Der Inschrift nach war die Kapelle der Prophetin Hanna geweiht, die Lukas bei seiner Kindheitsgeschichte Jesu erwähnt (Lk 2,36)

Antonio Barluzzi, der italienische Baumeister der Franziskaner, hat 1955 auf den Resten dieser alten kleinen byzant. Kirche (Mosaikreste sind davon noch in der Sakristei zu sehen, und östlich des Eingangs),

auf einfühlsame Weise eine neue Gnadenkapelle gebaut.

Der Grundriss beschreibt ein griechisches Kreuz und das Dach ist der Form einer Träne nachempfunden.

Bei der Innenraumgestaltung hat Barluzzi die klassische Ostung des Altarraums einfach umgedreht und auf die Stadt hin ausgerichtet.

Ein wunderschönes Bogenfenster hinter dem Altar gibt den Blick auf den Felsendom und die Altstadt von Jerusalem frei.

So hat das Ereignis der Tränen Jesu auch heute einen bedeutsamen Ort, das werden wir um 11.00 Uhr in der Feier der heiligen Messe noch erleben.

Die alte kleine Dominus Flevit Kirche der Franziskaner von 1891, die vor dem ganzen Umbau schon bestanden hat, konnte in ein kleines Klösterchen umfunktioniert werden.

Hier wohnt zur Zeit Pater Robert, unser Zelebrant, sowie sein Mitbruder Leo und ein Volontär, allesamt gut bewacht von den Hundedamen Al Jazeera und Yadira aus Beit Yala.

Sonntag, 19.9.2010 Regina Brückner



9.Tag
20.9.2010

Gang durch das biblische Jerusalem zum Zionsberg mit Davidsgrab, Abendmahlssaal, Dormitio und Kirche Petri Hahnenschrei (Bernd: Verrat des Petrus), Hiskia-Tunnel, Gihon-Quelle und Siloah-Teich (Hans Müller), durch das Dungtor zur Klagemauer (Westmauer des Tempels); von hier aus gehen einige zur Grabeskirche



Gihon-Quelle und Hiskia-Tunnel

Gihonquelle:

Hans Müller

Die Luftaufnahme zeigt Jerusalem von Süden. In der Mitte hinten liegt der Tempelberg mit der goldenen Kuppel des Felsendoms. Am östlichen Abhang findet sich die Gihon-Quelle.

In der Umgebung der Gihon-Quelle fanden sich die ersten Spuren einer menschlichen Besiedlung im 4. Jahrtausend v. Chr. (Keramikscherben aus dem Chalkolithikum (Kupfersteinzeit). Wahrscheinlich lebten hier nomadische Hirten.

Die Gihonquelle sicherte bereits einige Jahrhunderte vor David die Wasserversorgung von Urusalim = Jebus mit Burg Zion, bewohnt von den Jebusitern.

Um 1870 erkundete der engl. Hauptmann C. Warren einen unterirdischen, in den Felsen geschlagenen Zugang zur Gihon-Quelle (Bild 2).

Die Jebusiter schöpften mit Eimern das Wasser aus der Gihon-Quelle, die sie an Seilen durch den ca. 13 m tiefen Hauptschacht hinunter ließen.

2 Sam 5,6-8 (S. 313) und 1 Chron 11,4-7 (S. 412) schildern, wie Davids Leute in die Festung eingedrungen sind: Joab und weitere Söldner erklommen den 13 m hohen Hauptschacht. David befehligte etwa nur 500 – 600 Mann.

Salomon wurde nach dem Willen von David an der Gihon-Quelle zum König proklamiert (1 Kön 1, 33-40). Die Salbung durch den damaligen Hohepriester Zadok und den Propheten Nathan (1 Kön 1,38) zeigt an, dass Gottes Geist (mit)wirken soll.

Praktisch zeitgleich wollte Adonja, ein Halbbruder von Salomon, an der Rogel-Quelle (etwa 500 m abwärts der Gihon-Quelle im Kidrontal) ebenfalls zum Nachfolger von David bestimmt werden (1 Kön 1, 1 ff. - S. 337).

In salomonischer Zeit wurden der Siloah-Kanal sowie der untere Siloah-Teich gebaut. Er diente auch der künstlichen Bewässerung des Kidrontales

König Hiskia von Juda (715 – 686 v. Chr.)

Leicht zu merken: 700 v. Chr.

Er war ein Zeitgenosse der Propheten Jesaja, Micha und Hosea

2 Chron 29 – 32 beschreibt wesentliche Stationen aus der Regierungszeit von Hiskia (Hiskia = Meine Kraft ist Jahwe):

Wiederherstellung des JAHWE-Kultes.

Neuordnung des Tempeldienstes und Abgabe des Zehnten (Naturalabgaben: Getreide, Most, Öl, Honig, Rinder, Schafe, …). Dies stärkte die Stellung der Priester.

Als König Sargon II. von Assyrien 705 v. Chr. starb und sein Sohn Sanherib der Nachfolger wurde, brachen in großen Teilen des assyrischen Reiches Aufstände los. Hiskia hatte inzwischen Kontakte mit Aufständischen in Babylonien und Ägypten aufgenommen und stellte die Tributzahlungen ein. Vorher wurden die Befestigungsmauern von Jerusalem verstärkt und der Hiskia-Tunnel gebaut.

Hiskia-Tunnel:

1 = Gihon-Quelle
2 = Stadtmauer aus dem 18. Jh. V. Chr. Mit Verstärkung aus dem 8. Jh. v. Chr.
3 = Beckenturm
4 = Quellturm
5 = Verbindungskanal

6 = Becken
7 = Unterirdischer Zugang zum Becken aus dem 18.-17.Jh. v. Chr.
8 = Versuchsstollen
9 = Karstschacht; der im 9.-8. Jh v. Chr. genutzt wurde (Warrens Schacht)
10 = Hiskia-Tunnel des 8. Jh. V. Chr.

Der Tunnel ist 533 m lang und leitet das Wasser der Gihon-Quelle in den oberen Siloah-Teich (Höhendifferenz ca. 20 m). Der Tunnel wurde in aller Eile von beiden Seiten her gegraben. Problematisch war sicher die Versorgung der Arbeiter mit Sauerstoff und Licht.

Nahe des südlichen Tunnelausgangs wurde 1880 die Siloah-Inschrift gefunden – eingeritzt in den Felsen: „Dies war der Durchbruch. Und zwar hatte es mit dem Durchbruch folgende Bewandtnis: Während die Mineure schwangen die Picke, jeder auf seinen Genossen zu, und während noch drei Ellen (1 Elle ca. 0,5 m) zu durchschlagen waren, wurde gehört die Stimme eines jeden, der seinen Genossen rief. Denn es war ein Spalt (?; zdh) im Felsen, von rechts nach links. Und am Tage des Durchbruchs schlugen die Mineure, jeder um sich seinem Genossen zu nähern, Picke gegen Picke. Und es floss das Wasser vom Ausgangsort zu dem Teiche 1200 Ellen weit. Und 100 Ellen betrug die Höhe des Felsens über den Köpfen der Mineure“ .

Der Siloah-Teich wurde durch zwei parallele Mauern mit einem Torturm gesichert.

Sanherib eroberte alle wichtigen Städte von Juda. Der Fall von Jerusalem schien unausweichlich, obwohl der Prophet Jesaja vorhersagt, dass Jerusalem nicht erobert werden würde (2 Kön 19, 20 – 34)

2 Kön 19,35-36 (S. 392): “In jener Zeit zog der Engel des Herrn aus und erschlug im Lager der Assyrer 185 000 Mann. Als man am nächsten Morgen aufstand, fand man sie alle als Leichen. Da brach Sanherib, der König von Assur, auf und kehrte in sein Land zurück. Er blieb in Ninive.“

Man vermutet, dass eine Epidemie im Lager der Assyrer ausgebrochen war.

Andererseits berichtet die Bibel in 2 Kön 18,13-16 von Tributzahlungen, die Hiskia entrichten musste, damit Jerusalem nicht von Sanheribs Truppen erobert wird.

In den Archiven von Ninive lesen sich die Geschehnisse wie folgt:

„Hiskia von Juda jedoch, der sich meinem Joch nicht unterworfen hatte – 46 seiner festen, ummauerten Städte sowie die zahllosen kleinen Städte in ihrem Umkreis belagerte und eroberte ich ….

200 150 Leute, große und kleine, männlich und weiblich, Pferde, Maultiere, Esel, Kamele, Rinder und Kleinvieh ohne Zahl führte ich aus ihnen heraus und rechnete sie zur Beute. Ihn selbst schloss ich gleich einem Käfigvogel in seiner Residenz Jerusalem ein. (assyrische Prisma-Inschrift)..

Weiter heißt es: „Seine Städte, die ich geplündert hatte, trennte ich von seinem Land ab und gab sie Miniti, dem König von Asdod, Padi dem König von Ekron und Sibel dem König von Gaza und verkleinerte so sein Land.“ Die genannten Orte umfassten kleine Königreiche und waren ursprünglich von Philistern besiedelt. „Zu dem früheren Tribut, ihrer jährlichen Abgabe, fügte ich ein Geschenk als Gabe für meine Herrschaft zu und legte es ihnen auf. Jenen Hiskia aber warf die Furcht vor dem Glanz meiner Herrschaft nieder.

Fazit:

  • Hiskia war aus Sicht der orthodoxen Juden wohl ein sehr gottesfürchtiger Mann, da er den JAHWE-Tempelkult wieder herstellte; nachzulesen in
    2 Chron. 29,3 – 31,21. Dennoch schaute er den politischen Realitäten ins Auge und bereitete Juda auf die bevorstehenden kriegerischen Auseinandersetzungen vor. Außerdem suchte er nach Verbündeten.
  • Die zweite Fluchtwelle nach Jerusalem nach dem Verlust zahlreicher Städte an Sanherib 701 v. Chr. verstärkte die religionsgeschichtliche Bedeutung der Stadt Jerusalem. Die militärische / politische Macht Judas war allerdings für lange Zeit gebrochen.
  • Andererseits war Hiskia nicht frei von menschlicher Eitelkeit. Als eine Gesandtschaft aus Babel ihn besuchte, zeigte er alle Schätze, über die er verfügte. Der Prophet Jesaja stellte ihn deshalb zur Rede
    (2 Kön 20, 17-18; S. 393): „Es werden Tage kommen, an denen man alles, was in deinem Haus ist, alles, was deine Väter bis zum heutigen Tage angesammelt haben, nach Babel bringt. Nichts wird übrig bleiben, spricht der Herr. Auch von deinen eigenen Söhnen, die du noch bekommen wirst, wird man einige mitnehmen und sie werden als Kämmerer im Palast des Königs von Babel dienen müssen.“
    586 v. Chr. wurde Jerusalem von den Babyloniern unter Nebukadnezar II. zerstört (100 Jahre nach Hiskia).

Ich möchte mit dem Gebet von Hiskia schließen (2 Kön. 19, 15 – 19):

„Herr, Gott Israels, der über den Kerubim thront, du allein bist der Gott aller Reiche der Erde. Du hast den Himmel und die Erde gemacht. Wende mir dein Ohr zu, Herr und höre! Öffne, Herr, deine Augen und sieh her! Hör alles, was Sanherib sagt, der seinen Boten hergesandt hat, um den lebendigen Gott zu verhöhnen. Es ist wahr, Herr, die Könige von Assur haben die Völker vernichtet, ihre Länder verwüstet und ihre Götter ins Feuer geworfen. Aber das waren keine Götter, sondern Werke von Menschenhand, aus Holz und Stein; darum konnte man sie vernichten. Nun aber, Herr, unser Gott, rette uns aus seiner Hand, damit alle Reiche der Erde erkennen, dass du, Jahwe, Gott bist, du allein.“

Hans Müller



10.Tag
21.9.2010

Tempelberg mit Felsendom, Al-Aksa-Moschee und innerem Golden Tor, dann Gang durch das alte Jerusalem zur Via Dolorosa und der 5. Kreuzweg-Station (Edeltraud Selzer: Simon von Cyrene übernimmt das Kreuz),

Ecce-Homo-Bogen mit Fortsetzung im Inneren des Klosters der Schwestern Zions, St.-Anna-Kirche und Betesda-Teich (Bernd: Ort der Barmherzigkeit, Heilung eines Kranken),

Blick auf die vier „Prophetengräber“ im Kidrontal (Absalom, Ben Hesir bzw. Jakobus, Zacharja, Zadok),

Blick auf die Ausgrabungen der Davidstadt, Besuch der Klagemauer, am Nachmittag Gang durch den Westernwall-Tunnel; danach ersteigen einige die Erlöserkirche und/oder besuchen die Grabeskirche



Via Dolorosa 5. Kreuzweg-Station

Edeltraud Selzer

Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen

Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen. Im mittelalterlichen Passionsbericht heißt es: Sie griffen einen gewissen Simon von Cyrene der vom Felde kam und luden ihm das Kreuz auf, damit er es Jesus nachtrage.

Simon von Cyrene dürfte wohl ein vermögender Diaspora Jude gewesen sein, der aus Cyrene, dem heutigen Tripolis stammte. Die Beziehungen in Israel waren sehr eng. So siedeln Simon und seine Familie in Israel. Vielleicht ist er als Pilger zum jüdischen Paschafest nach Jerusalem gekommen. Ohne es zu ahnen ist Simon dem lebendigen Jesus begegnet.

Seine zwei Söhne Alexander und Rufus sind später bekannte Mitglieder der christlichen Gemeinde.

Simons Familien Grab ist im Kidrontal gefunden worden.

  • Auch wir haben immer einmal ein Kreuz zu tragen
  • Wenn wir offen sind und Gott vertrauen kann Gott uns einen Wegbegleiter zur Seite
    stellen
  • Wir wissen Gott lässt uns nicht allein.
  • Auch wir können ein „Kreuzträger“ ein Wegbegleiter sein.

Gebet

Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich!

Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöst.

Aus der Heiligen Schrift

Als sie ihn hinausführten, griffen sie einen gewissen Simon von Cyrene auf, der eben vom Felde kam und luden ihm das Kreuz auf, damit er es Jesus nachtrage (Luk. 23,26)

Gebet

Christus ist gehorsam geworden

bis zum Tod.

Ja, bis zum Tod am Kreuz

Herr Jesus Christus,

ein unbeteiligter Fremdling muss

dir helfen, damit du deinen Weg

weitergehen kannst. Er ist keiner

von Deinen Freunden – die haben

Dich alle verlassen.

Aber er ist ein Mensch wie Du

, und er wird Dein Freund, da er Dir

in Deiner Not beisteht.

Lass uns erkennen, dass wir Dein

Gesetz erfüllen, wenn einer des

anderen Last trägt.

Du Heiland der Welt, der Du als

Sieger über den Tod lebst und

herrscht in alle Ewigkeit.

Amen


Ecce-Homo-Bogen

Bernd Schellenberger




11.Tag
22.9.2010

Fahrt nach Betlehem mit Halt in Ketef Hinnom (Bernd: Segen des Aron), Rachelgrab (Günter Herzog: Rachel), Geburtskirche mit Grotte und Katharinen-Kirche (Josef Lehner: Geburt Christi),

Blick auf die Hirtenfelder


Ketef Hinnom

Bernd Schellenberger


Rahelgrab

Günter Herzog

Ort und Zeit

Jakob*Alter 147 Jahre1858-1711 v.u.Z. Frauen: Lea, Rahel Bilha, Silpa

Unterwegs von Bethel nach Efrata stirbt Rahel bei der Geburt des ersehnten zweiten Sohnes und wird am Ort ihres Todes beerdigt.
Das Grab ist bis heute eine Pilgerstätte Rachels Grab nördlich von Betlehem (fr. Efrata) gilt als eines der größten Heiligtümer der jüdischen Religion.

Archäologen und Historiker vermuten, dass Joseph im Grab seiner Mutter Rahel auf der Straße nach Bethlehem beerdigt wurde.

Rachel steht im Judentum auch als Symbol für Israel und seine Trauer um das verlorene Volk, ausgehend von Jeremia 31,15 „Rachel weint um ihre Kinder und will sich nicht trösten lassen“ (weil Ephraim nicht aus assyrischer Gefangenschaft zurückkehrt.)

rahelgrabheute Rahelgrab

Alte Ansicht


Stammbaum der 12 Stämme Israels

Paare der Bibel

Rahel und Lea

Hans-Albrecht Pflästerer schreibt:

(Hans-Albrecht Pflästerer war viele Jahre Chef der theologischen Redaktion des

Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatts. Für das Kirchentagsbüro arbeitet er nun drei

Wochen lang. )

Ach ja, Brüder. Zwillinge gar. Sie rangeln um ihren persönlichen Vorteil und um die Gunst der Eltern, sind Mamas Liebling oder Papas Herzblatt, tricksen, was das Zeug hält – und betrügen auch schon mal. Das Leben hat seinen Preis. Jakob etwa. Der hält seinen Zwilling Esau schon im Mutterleib an der Ferse fest, um zu verhindern, dass dieser als erster das Licht der Welt erblickt. Was aber misslingt. Er, das Hätschelkind der Mutter, weidet mit Umsicht und Erfolg die Herden. Vatersöhnchen Esau wird Jäger. Als Vater Isaak alt und blind und dem Tod nahe ist, soll Esau den Segen des Erstgeborenen erhalten. Das ist sehr wichtig in frühen Zeiten, ein Vorsprung an Leben – wie auch heute, in unsicheren Zeiten mit Terror, Kriegen und Katastrophen, Zeichen und Gesten des Segens als tröstlich empfunden werden.

Mutter Rebekka hilft Jakob arglistig, den Segen, der dem Bruder zukommt, zu erschleichen. So etwas bringt Ärger, und Jakob macht vorsorglich erst einmal die Fliege. Er bricht nach Haran am oberen Euphrat zu seinem Onkel Laban auf, durchaus auch in der Absicht, eine von dessen Töchtern zu heiraten. Doch in Laban findet Schlitzohr Jakob seinen Meister. Der beutet nicht nur dessen vorzügliche Sorge für die Herden aus, sondern will seine Tochter Rahel, in die Jakob sich verliebt, erst nach sieben Jahren Schufterei freigeben. Da Jakob als Flüchtling mittellos ist, den üblichen Brautlohn nicht zahlen kann und nur seine Arbeitskraft anzubieten vermag, muss er sich auf den Handel einlassen. Damit nicht genug. Als die Zeit endlich abgearbeitet ist, schmuggelt Laban Jakob seine verschleierte, weitaus weniger attraktive ältere Tochter Lea ins Bett. Und Jakob muss sich noch einmal für sieben Jahre verdingen, um Rahel heiraten zu dürfen.

Nun also ein Mann mit und zwischen zwei Frauen. So etwas geht selten gut. Aus Schwestern werden Rivalinnen, zumal Jakob Rahel mehr liebt als Lea. Der aber scheint der Kindersegen wichtiger zu sein als die Liebe. Als Rahel die ältere Schwester um ein paar Alraunfrüchte, ein Heilmittel gegen Unfruchtbarkeit bittet, giftet Lea: “Ist es nicht genug, dass du mir meinen Mann weggenommen hast?” Immerhin bleibt ihr der Triumph, dass sie gebiert und gebiert, Jakob sechs Söhne und eine Tochter schenkt, wogegen Rahel lange kinderlos bleibt. Im alten Israel – irgendwann in der Zeit von 2000 bis 1700 vor Christus – eine Schande. Am Ende wird Jakob mit den beiden Frauen und deren Mägden zwölf Söhne gezeugt haben. Sie machen Jakob zum Stammvater aller Israeliten, der zwölf Stämme.

Rivalinnen hin und her, einig halten die Schwestern Lea und Rahel gegen ihren Vater zusammen. Flucht und Kampf bestehen sie gemeinsam. Solidarität eben, die sich beim Zug der Familie und Jakobs groß gewordener Karawane heim ins Land Kanaan bewährt. Ein Weg übrigens, den das schale Gefühl begleitet, von einem zornigen Bruder erwartet zu werden, der sich einst vorgenommen hatte, Jakob für seine Hinterlist zu töten. Doch die Brüder versöhnen sich. Unterwegs von Bethel nach Efrata stirbt Rahel bei der Geburt des ersehnten zweiten Sohnes und wird am Ort ihres Todes beerdigt. Das Grab ist bis heute eine Pilgerstätte. Für Frauen, die um Kindersegen bitten. Und um eine sanfte Geburt.

Die Stellen in der Bibel

Während Lea mehrere Söhne gebar, blieb Rachel unfruchtbar und war darüber sehr verzweifelt. Wie in jenen Tagen in diesem Kulturkreis nicht unüblich, gab sie Jakob ihre Magd und jüngere Halbschwester Bilha (auch Bilhah), die an ihrer Stelle Kinder für Jakob gebären sollte: Wenn die Wehen einsetzten, nahm Rachel Bilha auf den Schoß und gebar so symbolisch gemeinsam mit ihr die von Jakob gezeugten Kinder. Auch Leas Magd Zilpa oder Zilpah, ebenfalls eine Tochter Labans, gebar Jakob Söhne und wurde seine Frau. Alle vier Frauen gelten als Stammmütter der Stämme Israel. Nach vielen Ehejahren wurde Rachel doch noch schwanger und gebar Jakob die Söhne Joseph und Benjamin, Jakobs Lieblingskinder.

Biblische Stämmelisten

Die in der Bibel überlieferten Ahnentafeln und Stämmelisten unterscheiden Anordnung, Zahl und Namen der Stämme, halten aber die übergeordnete Zwölfzahl fest. Eine Liste der zwölf Jakobsöhne erscheint im 1. Buch Mose dreimal:

Gen 29,31-30,24:

Leas Söhne: Ruben, Simeon, Levi, Juda.
Bilhas Söhne: Dan, Naftali.
Silpas Söhne: Gad, Ascher.
Leas Söhne: Issaschar, Sebulon (Tochter Dina).
Rahels Sohn: Josef. Ihre Bitte um einen weiteren Sohn wird etwas später mit der Geburt Benjamins erhört (Gen 35,18).

Gen 35,23-26:
Leas Söhne: Ruben, Simeon, Levi, Juda, Issaschar, Sebulon.
Rahels Söhne: Josef, Benjamin.
Bilhas Söhne: Dan, Naftali.
Silpas Söhne: Gad, Ascher (=1. Chron 2,1f).

Datei:12 staemme israels.png



12.Tag
23.9.2010

Bei Sonnenaufgang Andacht auf dem Dach des Paulushauses, Fahrt zum Toten Meer durch die Judäische Wüste und den Negev, Aufstieg zur Festung Massada über Römische Rampe (Richard Lehner: Massada), Baden im Toten Meer, Blick auf Qumran (ehem. Essener-Kloster) mit Höhlen, Fahrt ins Westjordanland zum Tell Jericho (Anne Christian: Jericho), kurz vor Dunkelwerden Stopp für einen Blick ins Wadi Kelt



Massada

Richard Lehner

Massada (Masada, Mezada) liegt ca 6o km südlich von Jerusalem. Massada ist ein eindrucksvolles Bergmassiv mit einer Hochfläche von ungefähr einem Hektar (10 000 qm) mit herrlicher Aussicht auf das Tote Meer.

Es befindet sich 60 m ü.d.M. bzw. 343 m über dem Toten Meer..

Es gibt verschiedene Wege nach Massada:

Von Arad (19 km) über die römische Rampe zum Westtor (100 Höhenmeter).

Vom Toten Meer 3 km auf dem sehr schönen „Schlangenpfad“ (400 Hm).

Mit der Seilbahn unterhalb des Osttores (400 Hm).

Geschichte:

Der jüdische Historiker Flavius Josephus erwähnt einen gewissen Hohenpriester Jonathan als Erbauer der ersten Festungsanlage. Aber erst König Herodes I. baute von 37-31 v. Chr. die Anlage zu einer gewaltigen und prunkvollen Festung bzw. Burg (metsuda) mit einer 1,2 km langen Mauer und 10 Türmen aus.

66 n. Chr. zog eine Gruppe von religiösen Fanatikern (Zeloten) von Jerusalem nach Massada um sich dort gegen die Römer zu verteidigen. Nach der Eroberung Jerusalems (70 n. Chr.) durch den späteren Kaiser Titus schloss im Jahre 72 der römische Befehlshaber Flavius Silvus Massada mit einem 4,5 km langen Wall ein. Hinter dem Wall ließ er 8 Lager errichten.. Vom Wall her ließ er eine Rampe aufschütten und belagerte Massada 8 Monate lang. Schließlich durchbrachen die Römer die Westmauer, setzten die Holzverschalungen in Brand und stürmten die Burg. Sie waren erstaunt, weil sie nur zwei Frauen und fünf Kinder, die sich in einer Wasserleitung versteckt hatten, lebend vorfanden. Diese erzählten, dass Eleazar, als die Lage der Zeloten aussichtslos war, den Befehl gegeben hatte, alle 967 Burgbewohner sollten von 10 Soldaten getötet werden und diese sollten sich danach selbst umbringen Sie wollten also lieber sterben als in Gefangenschaft zu geraten.

Im Gedenken an diesen Heldentod (Heroismus) sprechen heute noch die israelischen Rekruten, die in Massada vereidigt werden, folgende Eidesformel: „Nie wieder darf Massada fallen!“.

Der monumentale Nordpalast, der in drei Terrassen gegliedert war, diente Herodes als Privatresidenz. Der 4000 qm große Westpalast galt als Amtssitz des Herodes.

Aus dem Plan der Ausgrabungsstätten kann man ersehen, dass Thermen, Verwaltungsgebäude, Kasernen, Zisternen (50 000 l), Magazine u.a.m. vorhanden waren.

Heute sind noch Reste der „ältesten“ Synagoge der Welt vorhanden sowie der Gebäudekomplex einer byzanthinischen Kirche aus dem 5. Jh. (Mosaikfußboden teilweise erhalten).

Im Kolumbarium (Rundbau) wurde die Asche nichtjüdischer Personen beigesetzt.

Lit.: Baedeker, Israel, Ostfildern 1995/Richi


Jericho,

die älteste und tiefstgelegene Stadt der Welt, die Palmenstadt, die Stadt des Duftes (Ariha)

Anneliese Christian

Der Bibel zufolge führte Josua (Jos 6,26) nach Moses Tod die Israeliten in das Land, das Land der Verheißung, das ihnen von Gott versprochen wurde. (2 Mose 3:17 und habe gesagt: ich will euch aus dem Elend Ägyptens führen in das Land der Kanaaniter, Hethiter, Amoriter, Pheresiter, Heviter und Jebusiter, in das Land, darin Milch und Honig fließt).

Dort liegt Jericho, das als uneinnehmbar galt. Das einzigartig fruchtbare Jericho war ein Geschenk Gottes an die Hebräer und stand am Anfang der Geschichte des Volkes Israel.

Dieser Ort war das Tor zu Palästina und die am besten befestigte Stadt Kanaans. Die Einnahme Jerichos war der Auftakt der gewaltsamen Eroberung des Landes Kanaan. Die Könige der verschiedenen Stämme im Lande Kanaan sahen dies mit Entsetzen. In Jericho wurde aus dem in der Wüste wandernden Volk Israel eine Kriegstruppe.

Die Posaunen bringen die Mauern Jerichos zum Einsturz

Mit List gelang es den Israeliten, die Mauern zum Einsturz zu bringen und alles Leben bis das der Hure Rahab, die ihnen half, auszulöschen “Und beim siebenten Mal, als die Priester die Posaunen bliesen, sprach Josua zum Volk: „ Macht ein Kriegsgeschrei! Denn der HERR hat euch die Stadt gegeben. …nur die Hure Rahab soll am Leben bleiben und alle, die mit ihr im Hause sind; denn sie hat die Boten verborgen, die wir aussandten…“ Josua verflucht vor dem Herrn den Mann , der sich aufmacht und diese Stadt Jericho wieder aufbaut! „…Wenn er ihren Grund legt, das koste ihn seinen erstgeborenen Sohn, und wenn er ihre Tore setzt, das koste ihn seinen jüngsten Sohn! „

Ca.500 Jahre später, zur Zeit Davids, baute ein gewisser Hiel von Bethel (1. Könige 16,45) Jericho wieder auf. Es kostete diesem seinen erstgeborenen Sohn Abiram, als er den Grund legte und seinen jüngsten Sohn Segub als er die Tore einsetzte . Der Fluch Josuas erfüllte sich (vielleicht wurde deshalb Jericho so oft zerstört).

Allerdings gibt es keinen archäologischen Beweis für die Zerstörung der berühmten „Mauern von Jericho“ durch Josua im 13. Jh. v. Chr. Vor dieser Zeit ja und auch danach gibt es Zeugnisse der Zerstörung Jerichos (National Geographic) Sept. 2008.

Lt. Erhard Gorys „Heiliges Land“ war es zur Leit der Landnahme eine unbedeutende Ortschaft mit verfallenen Wehranlagen. Also keine Posaunenklänge, die die Mauern zum Einsturz brachten.

Ich denke, die Einnahme Jerichos ist als Symbol zu sehen. Die Israeliten, die durch die Wüste zogen, mussten auf eine blühende Stadt stoßen, die es einzunehmen galt. Sie konnte nicht unbedeutend sein. Was wäre das für ein „Ankommen“ in das gelobte Land gewesen!

Nun, es ist eben nicht zu beweisen. Selbst die Gelehrten streiten sich noch heute, ob es die „Mauern von Jericho“ gegeben hat. Prof. Bieberstein (Prof. für Alttestamentarische Wissenschaften, Uni Bamberg) spricht sich auch dagegen aus.

Seit Jahrtausenden wird allerdings die Fruchtbarkeit der „Palmenstadt“ und des Balsamgartens, der das kostbare Balsamharz lieferte, gepriesen. Auf Arabisch heißt die Stadt Ariha = der Duft, das soll heißen, die duftende Stadt.

Sie war schon um 4500 v. Chr. (ca. 3 000 Bewohner) städtisch entwickelt – weit vor den Städten Ägyptens und Mesopotamiens. Spuren erster Besiedlung gibt es hier schon seit ca. 10 000 v. Chr. Sie reichen damit bis in die Mittlere Steinzeit. Archäologen haben seit Mitte des 19. Jh. mehrere Bauschichten (ca. 23) freigelegt. Stadtmauern aus der Zeit von Moses Nachfolger Josua konnten sie bisher nicht nachweisen. Allerdings lag die Stadt um 1550 v. Chr. in Schutt und Asche, wahrscheinlich vom Pharao Thutmoses I. zerstört. (ablesbar an Brandspuren ausgegrabener Steine).

Da die Archäologen (Garstang, Kenyon usw.) keine Inschriften finden - Palästina hat erst spät eine Schriftkultur entwickelt - ist es schwierig, genau zu analysieren, es geht nur durch die Übereinstimmung der gefundenen Keramik.

Im Laufe der Zeit wurden Schichten von vier verschiedenen Städten freigelegt auch der älteste und neun Meter hohe zylinderförmige Turm, der älteste der Menschheit ca. 9000 Jahre alt - also lange vor den Pyramiden Ägyptens.

Man könnte jetzt noch viele Daten einfügen z.B. 43 v. Chr. schenkte Marcus Antonius das reiche Jericho samt der Oase der Kleopatra. 30 v. Chr. erhielt Herodes der Große von Oktavian (Augustus) dem Sieger von Actium (Griechenland) Jericho (er baute es zu einem luxuriösen Kurzentrum nach römischem Vorbild aus), mit insgesamt drei prachtvollen Palästen. Es wurde seine Winterresidenz.

Zu dieser Zeit muss es wunderbar und einzigartig gewesen sein.

Auch im Neuen Testament hören wir öfters von Jericho. So z.B. die Heilung des blinden Bartimäus (Mk 10,46 – 52), oder als Jesus durch Jericho zog, stieg der kleine Zöllner Zachäus (Lk 19,1 – 10) auf einen Maulbeerbaum. Jesus forderte ihn auf von dem Baum zu steigen, weil er beim ihm einkehren wolle. Die anderen ärgerten sich, weil er bei einem Sünder einkehrte. Zachäus aber änderte sein Leben, wurde ein großzügiger Mensch und folgte Jesus nach.

Das wohl bekannteste Gleichnis: „Der barmherzige Samariter“, der auf dem Weg nach Jericho war:

Ein Gesetzeslehrer kommt zu Christus und will mit ihm über die Frage „Wer ist dein Nächster?“ diskutieren. Christus erzählt ihm das Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10,30-37), das ja jeder hier kennt. Er erzählt dass der Mann, der von Jerusalem nach Jericho auf einsamen Weg geht, ausgeplündert, halbtot geschlagen und dann liegen gelassen wird. Es kommen nacheinander drei Leute vorbei. Der erste ist ein Priester, er ist aber nicht auf dem Weg zum Tempel, sondern er kommt aus Jerusalem, d.h. er hätte sich durch die Versorgung des Verletzten nicht unrein gemacht, zum Gottesdienst hätte er kein Blut an den Händen haben dürfen, aber er hilft nicht.

Dann kommt ein Levit vorbei. Ein Levit war eine Art Mesner und Pastoralreferent, korrekt, zuverlässig. „Er sieht ihn und ging weiter“. Dann kommt ein Samariter. Samariter eines der größten Schimpfworte bei den gläubigen Juden. Eine Art Sekte. Und dieser Mann hat ein Herz.

Gesehen haben ihn alle drei. Aber nur bei dem Samariter heißt es: „Er hatte Mitleid mit ihm“. Er half ihm, versorgte seine Wunden und brachte ihn in eine Herberge zur weiteren Versorgung.

Jesus fragte den Gesetzeslehrer, „Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste gewesen dem der unter die Räuber gefallen war?“ Er sprach: „Der die Barmherzigkeit an ihm tat.“ Da sprach Jesus zu ihm: „So geh hin und tu desgleichen!“

Frage: Wer ist unser Nächster? Liebe den Nächsten wie dich selbst.

Wie sehr lieben wir uns?

Und geben wir diese Liebe auch weiter?

Lit.: Gorys, Erhard und Andrea, „Heiliges Land“ Dumontreiseführer;
Karlinger, Adolf, Den Quellen auf der Spur;
Trummer, Peter (Hg.), Heiliges Land;
In: National Geographic, Sept. 2008.

Anneliese Christian



13.Tag
24.9.2010

Vor dem Frühstück Messe mit Pater Gregor im Paulus-Haus, Besuch der Gedenkstätte Yad Vashem, danach Israel-Museum mit „Schrein desBuches“ (Qumran-Rollen) und Jerusalem-Modell im Maßstab 1:50, anschließend zurück in die Altstadt zur Zitadelle (Herodespalast; Bernd: Herodes I „der Große“).

Danach fahren die meisten mit öffentl. Bussen und Sammeltaxen über Ramallah nach Emmaus-Qubeibe ins Westjordanland (Tonia: Weg nach Emmaus)



Emmaus - Zum Ort

Tonia Schellenberger

Ganz sicher ist es nicht, dass Qubeibe das Emmaus der Bibel ist, aber doch jedenfalls wahrscheinlicher als die zwei anderen Orte, die noch den Anspruch erheben: Abu Gosh und Latrun. Zumindest von der Entfernung her liegt der Ort Qubeibe richtig: 60 Stadien (ca. 11,6 km oder zwei Wegstunden) von Jerusalem entfernt. Zu den beiden anderen Orten hätten die Jünger kaum an einem Nachmittag hin- und wieder zurückwandern können, denn sie liegen beide über 20 km entfernt.

Aber auch eine alte Überlieferung weist darauf hin. Die rd. 100 Jahre alte Franziskanerkirche ist nämlich über einer mittelalterlichen Kreuzfahrerkirche erbaut, und diese wiederum über einer kleinen byzantinischen aus dem 4. oder 5. Jahrhundert. Und bereits in dieser ersten frühen Kirche war etwas enthalten, was normalerweise nicht in Kirchen zu finden ist - und was man auch heute noch sehen kann: die Reste eines antiken Wohnhauses - der Überlieferung zufolge das Haus des Kleopas, zu dem die Jünger unterwegs waren, als sich der Herr zu ihnen gesellte. Dieses Haus konnte die architektonische Harmonie des Kirchenbaus nur stören und wäre wohl bei dem ausgeprägten ästhetischen Verständnis der byzantinischen Baumeister kaum inmitten der Kirche geduldet worden, wenn ihm nicht eine starke örtliche Tradition einen besonderen Stellenwert verliehen hätte.

Bemerkenswert ist auch, dass das antike Dorf, wie Ausgrabungen beweisen, an einer alten römischen Straße lag, was den Weg von Jerusalem hierher natürlich erleichterte.

Die Begegnung mit dem Auferstandenen auf dem Weg nach Emmaus (Lk. 24, 13 ff)

Am gleichen Tag waren zwei von den Jüngern auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist. Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte. Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus hinzu und ging mit ihnen. Doch sie waren wie mit Blindheit geschlagen, so dass sie ihn nicht erkannten. Er fragte sie: Was sind das für Dinge, über die ihr miteinander redet? Da blieben sie traurig stehen, und der eine von ihnen - er hieß Kleopas - antwortete ihm: Bist du so fremd in Jerusalem, dass du als einziger nicht weißt, was in diesen Tagen dort geschehen ist? Er fragte sie: Was denn? Sie antworteten ihm: Das mit Jesus aus Nazaret. Er war ein Prophet, mächtig in Wort und Tat vor Gott und dem ganzen Volk. Doch unsere Hohen Priester und Führer haben ihn zum Tod verurteilt und ans Kreuz schlagen lassen. Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde. Und dazu ist heute schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist. Aber nicht nur das: Auch einige Frauen aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt. Sie waren in der Frühe beim Grab, fanden aber seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen und hätten gesagt, er lebe. Einige von uns gingen dann zum Grab und fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber sahen sie nicht.

Da sagte er zu ihnen: Begreift ihr denn nicht? Wie schwer fällt es euch, alles zu glauben was die Propheten gesagt haben. Musste nicht der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen? Und er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht.

So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen, aber sie drängten ihn und sagten: Bleib doch bei uns, denn es wird bald Abend, der Tag hat sich schon geneigt. Da ging er mit ihnen hinein, um bei ihnen zu bleiben. Und als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach das Brot und gab es ihnen. Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten ihn; dann sahen sie ihn nicht mehr. Und sie sagten zueinander: Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss?

Noch in derselben Stunde brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück, und sie fanden die Elf und die anderen Jünger versammelt. Diese sagten: Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen. Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach.

Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus hinzu und ging mit ihnen. Doch sie waren wie mit Blindheit geschlagen, so dass sie ihn nicht erkannten. Der erste Satz ist für mich eine wunderschöne Vorstellung: Während wir miteinander über unsern Glauben - und vielleicht auch über unsere Zweifel - reden, kommt Jesus hinzu. Und während er uns erklärt, was wir nicht verstehen, übersehen oder in der Unruhe unseres Alltags nicht beachten, geht uns ein Licht auf.

Ich weiß nicht, ob es euch auch manchmal, in seltenen Sternstunden, so gegangen ist wie mir: Man spricht miteinander - nicht über den täglichen Kleinkram, sondern über ernsthafte, wirklich wichtige Dinge - und fühlt sich richtig gut dabei. Und auch hinterher weiß man noch: Das war etwas Besonderes, da war ein Geist da, ein guter Geist. Vielleicht sogar der Heilige Geist - Fragezeichen?

„Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“, sagt Jesus an anderer Stelle. Aber hier geht es noch um mehr: Schließlich ist Jesus kurz zuvor den Tod am Kreuz gestorben. Die Jünger sind in ein tiefes Loch gefallen, sie haben einen für sie schrecklichen Verlust erlitten. Nun versuchen sie damit fertig zu werden, dass Er nicht mehr bei ihnen ist. Der Gedanke an die auf ihn zutreffenden Weissagungen der Propheten kommt ihnen nicht. Und sie wissen auch noch nicht, was sie in naher Zukunft erleben werden.

Sie sind „wie mit Blindheit geschlagen“, erkennen nicht, wer sich da zu ihnen gesellt. Aber sie spüren: Der tut ihnen gut. Doch in der Aussage „Als sie (die Frauen) zurückkamen erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen und hätten gesagt, er lebe“, schwingen noch Zweifel mit, ob die Wahrnehmung und die Aussage der Frauen auch stimmt, ob sie sich darauf verlassen können. Man macht sich schließlich nicht vorzeitig Hoffnungen - man könnte ja enttäuscht werden.

Da sagte er zu ihnen: Begreift ihr denn nicht? Wie schwer fällt es euch, alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben. Musste nicht der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen? Sie kennen die Schrift. Es ist ihr Glaube - und sie glauben, sie verstehen doch nicht. Wie geht es uns? Können wir glauben, was uns die Bibel lehrt, sind wir bereit zu verstehen? Es muss durchaus nicht das traditionelle Verständnis sein, das uns von einem Lehrer beigebracht wurde, vielleicht müssen wir ja auch an manchen Stellen selber nachdenken und nach einem neuen Verständnis suchen.

Nur langsam begreifen die Jünger. Bleib doch bei uns, denn es wird bald Abend, der Tag hat sich schon geneigt, bitten sie ihn. Da ging er mit ihnen hinein, um bei ihnen zu bleiben. Und als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach das Brot und gab es ihnen. Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten ihn; dann sahen sie ihn nicht mehr.

Doch sie wissen: Es war kein Traum. Sie haben ihn endlich erkannt. Weil ihnen das Herz in der Brust brannte, als er unterwegs mit ihnen redete und ihnen die Thora erklärte, wie er es auf ihren Wanderungen so oft gemacht hatte. Und weil es ihnen wie Schuppen von den Augen fiel, als er das Brot brach. Weil es einfach ein gutes Gefühl ist, wenn man Jesus in seiner Nähe spürt.

Ein paar Überlegungen zu unserem Leben:

Erkennen wir Jesus, wenn er sich zu uns gesellt? Messen wir den Augenblicken, in denen bei uns eine Ahnung seiner Nähe aufkommt, die richtige Beachtung zu?

Welche Hoffnung haben wir, wenn wir über die Worte der Bibel reden? Haben wir uns auch ein Wunschbild gezimmert oder einfach ein fertig geprägtes Bild kritiklos angenommen - oder sind wir offen zu einem neuen, lebendigen Verständnis, was Er, der Auferstandene, uns sagen will?

Gibt es - abgesehen von dem Bild, das uns von Engeln vorgemacht wird - einen Grund daran zu zweifeln, dass Gott uns seine Botschaft durch einen Engel, also einen Boten mitteilt? Hören wir hin, nehmen wir die Botschaft auf - so wie die Frauen?

Die Jünger sind dem Auferstandenen hier in Emmaus begegnet. Ich wünsche euch und mir, dass auch wir seine Nähe spüren - jetzt und auf unserem weiteren Lebensweg.



14.Tag
25.9.2010

Rückreise: Abfahrt 10.15 Uhr, Rückflug ab Tel Aviv 14.35 Uhr
Ankunft in München 18.35 Uhr;

der Bus bringt uns nach Hause





Anhang zur Geschichte Israels

Eine Reise durch die Geschichte Israels und seiner Nachbarn

Was geschah im

In Israel (Kanaan, Palästina)

Mesopotamien(M) mit Sumer, Assyrien, Babylon und Persien

Ägypten(Ä)

4. Jahr-tausend v. Chr.

Übergang vom Dorf- zum Stadtleben in der beginnenden Bronzezeit /Uruk (bibl. Eresch) am Euphrat im Lande Schinar (Gen 10,10)hervorgegangen wohl aus der prähistor. Keramikkultur, in M (El-Obed-Zeit, vor 3000), Hauptstadt von Sumer (älteste Hochkultur, vor 2500), Stadtstaaten; Bilderschrift, aus der Keilschrift entstand; erste Besiedlung 3200, Stadtmauer 2700, Tempelbezirke und Zikkurat; hier lebte König Gilgamesch (Epos); Gottheiten Enke in Summer, ;Mondgott Nanni in Ur, Mondgott Sin in Haran/ Anfänge der Keilschrift um 3000/

Klimaveränderung/ Nomadische Jäger und Sammler; erster Siedlungsbau und Stammeskulturen/

3.Jahr-tausend v. Chr.

Erste Hochkulturen in M und Ä mit Königen/ Sargon I von Akkad, um 2300 erste semit. Dynastie, verbindet ganz M im Krieg gegen Sumer, das sich anpasst/Kanaan: vorbiblische Stadtkulturen in Meggido und Arad/ Fruchtbarkeit-Gottheiten (weibl., später männl.) erhalten wachsende Bedeutung/

Fundorte wichtiger Texte zur Geschichte, Religion und Entwicklung der Schrift:Ebla (2300), Mari (1800), Ugarit a(1500) Amarna (1360), die Kenntnis verschaffen aus der Umwelt des AT/

Beginn der Dynastien unter König Menes bei Förderation von Ober-und Unter-Ä. (Memphis)/ Anfänge der Hieroglyphen-Schrift (3000)/ 2670 unter Djoser Stufenpyramide von Sakkara als erster Monumentalbau der Welt („Mutter aller Pyramiden“)/Klassische Pyramide als Königsgrab, u.a. Cheops-Pyr. Um 2560/

2. Jahr-tausend v. Chr.

Machtentfaltung Assyriens (Altreich 1900) im Wechsel mit Babylon (Altreich 1700, Hammurabi) und anderen Reichen/Ä erobert 1550 das Land zwischen Mittelmeer und Jordangraben (Kanaan)/ „Militarisierung“ der (männl.) Gottheiten (als Stärke im Kampf)/ Ä: Vormarsch bis zum Euphrat und Krieg gegen die Hetiter und Philister/.

Patriarchenzeit zwischen 2000 und 1650:

Abraham, Isaak, Jakob und Josef (Gen. 30,23f). Abraham zieht von Ur nach Haran im Land der Aramäer; er und seine Nachfolger siedeln später in Kanaan. Als Josef (Ahnherr der Stämme Efraim und Manasse) nach Ä kam, standen die Pyramiden von El-Gisa schon rd. 1000 Jahre; Pilger des Mittelalters nannten sie „Scheunen Josefs“, weil sie sie für die Kornspeicher hielten, die Josef hatte bauen lassen/ Die Moschee in Hebron über dem Familiengrab der Patriarchen und ihrer Frauen: Abraham und Sara, Isaak und Rebekka, Jakob und Lea.-

1700 v.Chr.

Hammurabi und seine Gesetzesstele (Codex H.); der Dekalog im AT weist in Aussagen Übereinstimm hiermit auf.

1530 v.Chr.

Hetiter erobern Babylon; Reich Mitanni (1450 Horiter, die Einfluß auf Palistina haben)

Erneute Machtentfaltung Assyriens (Tilgat-Pileser I),

Ab 15.Jhd. v.Chr.

18.-20. Dynastie: berühmte Pharaonen sind Amenophis I-III, Echnaton, Thutmosis I-IV, Königin Hatschepsut, Tutanschamun und Ramses I-IX (sie bilden das Neue Reich)

13.Jhd. v. Chr.

wieder im Wechsel mit Babylon (Nebukadnezar I)und anderen Königen; Kampf gegen Aramäer aus der syrischen Wüste/

Erneuter Niedergang Assyriens bei gleichzeitiger Schwächung Babylons, die später das Nationwerden Israels begünstigten.

1260: Ramses II, der Israel nach Kanaan auswandern lässt.

1360 v. Chr.

Amenophis IV – Echnaton: seine Religionspolitik leitet einen Reformkult ein (Gottheit „Aton-Sonnenscheibe“) und histor. Der erste „monotheistischeAufbruch“ der Menschheit (Amarna)

14.Jhd.v.Chr.

1250 v.Chr.

Die „Söhne Israels“ in Ä; damit sind die Nachkommen Jakob-Israels gemeint, der 12 Söhne hat, mit Lea den vierten Sohn Juda zeugt, wonach die Juden benannt sind.

Mose und der Dekalog am Sinai; der Gott Israels ist JAHWE; der sich hier offenbart / Exodus (Befreiung aus der Sklaverei), Israel zieht sich von Ä nach Kanaan (unter Mose und Josua), wobei die Landnahme durch Anpassung und Eroberung geschieht; Israel wird sesshaft und erlernt den Ackerbau.

1200 v.Chr.

1000 v.Chr.

Eisenzeit: kultur.-histor. Epoche nach der Bronzezeit, die in Kanaan (Palästina) beginnt, die die Eisenverarbeitung von den Hetitern übernommen haben.

Großreich Israel und Juda unter König David, der die 12 Stämme vereint (was Saul 1020 verwehrt blieb); sein Sohn Salomo ist Nachfolger(zus. 70 Regierungsjahre), Tempelbau, Hauptstadt ist Jerusalem.

1000: Ende des Neuen Reiches durch Zerfall der Förderation infolge Wirtschaftskrise, Korruption, Kriminalität und außerpolit. Bedrohung durch Seevölker.

920 v.Chr.

Bruch zwischen Juda und Israel: Trennung in Nord- (10 Stämme) und Süd reich (-Juda und Benjamin).

880 v.Chr.

Neuassyr. Reich: Könige u.a: Salmanas sar III, Sargon II und Sanherib:

870 v. Chr.

Prophet Elija kämpft gegen den Baalskult im Nordreich (König Ahab)

720 v. Chr.

Fall Samarias durch Sargon II und Sanherib, damit Ende des Nordreiches Israel (assyr. Exil und Assimilierung der Bevölkerung; Belagerung Jerusalems, das unter König Hiskia nicht eingenommen wird, der um 700 die Wasserversorgung der Stadt sicherstellt (Gihontunnel, Shiloahteich)

800-600 v. Chr.

Die politische Schwäche Assyriens um 620 nützt Babylon zur Gründung eines Neubabylon. Reiches: Zerstörung Assurs, Eroberung Nivives, Sieg über Pharao Necho beim syr . Karkemisch (600)

Entstehung des Pentateuch und der Pentateuch und der AT-Geschichtsbücher als einzelne Traditionen; die meist von ihren Schülern aufgeschriebenen Prophetenworte von Amos, Hosea, Jesaja und Micha bilden die ältesten datierbaren Texte des AT, womit der Kanon entsteht.Juda-König Joschija und seine „deuteronom.“ Reformen (5. Buch Mose-Dtn.-2. Gesetz). Grundschriften von Jeremia, Zefanja, Habakuk und Ezechiel (Hesekiel). 587: nach wiederholter Belagerung Jerusalems, Tempelzerstörung und babylon. Exil unter Nebukadnezar II geschieht ein „heilgeschichlicher“ Wendepunkt in der Geschichte Israels, denn die Existenz Judas (Israels) ist ausgelöscht; Propheten jener Zeit sind Jeremia und Ezechiel.

Ende des Neubabyl. Reiches um 540 unter Nabonid und Belsasar.

560 v. Chr.

Aufstieg des Perserreiches unter Kyros II, der ab 537 die Rückkehr der Juden aus dem babylon. Exil ermöglicht: Das AT rühmt ihn als gerecht und gibt ihm in Jes.45,1 als „Werkzeug „Gottes den Ehrennamen „Gesalbter Jahwes“.

Die Propheten Haggai und Sacharja erneuern 520 den Tempel; Esra (Oberpriester) und Nehemia (Statthalter) sorgen 460 für Gesetzeslehre, Opferdienst, Neubausiedlung und Wiederaufbau Jerusalems. Die Samariter bleiben hierbei ausgeschlossen und bauen auf dem Gerizim ihren eigenen Tempel, womit ihr Schisma beginnt.

Ab 25.Dynastie: in der Folgezeit wechseln Fremdherrschaft (Libyrer, Äthiopier) und letzte Versuche einer kleinasiat. Vorherrschaft ab, die an Babylon scheitert.

525 erobern die Perser unter Kambyses Ä, das danach für 200 Jahre Teil des Perserreiches wird.

330 v. Chr.

Alexander I (von Macedonien) besiegt die Perser (Dareios III) und begründet das griech.-hellen. Weltreich (vom Nil bis zum Indus), u.a. Eroberung Jerusalems. In der Folge Diadochenherrschaft (Nachfolger Alexander): die Ptolomäer in Ägypten und Palistina, später die Seleukiden in Syrien und Palästina.

250 v. Chr.

Übersetzten Diaspora-Juden in Ägypten die hebr. Bibel ins Griechische (Septuaginta )


Israel von der Antike bis heute


Die Situation seit 1900